Rheuma > Schwerbehinderung

1. Das Wichtigste in Kürze

Rheumatische Beschwerdeformen können zu bleibenden Behinderungen bei Betroffenen führen. Das Versorgungsamt kann auf Antrag einen Grad der Behinderung (GdB) feststellen. Dieser richtet sich nach den Funktionseinschränkungen. Menschen mit Behinderungen können als Ausgleich für die behinderungsbedingten Nachteile sog. Nachteilsausgleiche für sich in Anspruch nehmen.

2. Schwerbehindertenausweis bei Rheuma

Ab einem Grad der Behinderung von 50 kann ein Schwerbehindertenausweis beim Versorgungsamt beantragt und ausgestellt werden.

Je nachdem welche Beeinträchtigungen vorhanden sind, können sog. Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis eingetragen werden.

Antragsformulare sind beim Versorgungsamt oder Amt für Soziale Angelegenheiten erhältlich oder im Internet-Portal „einfach teilhaben“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales unter www.einfach-teilhaben.de > Themen > Schwerbehinderung > Schwer-Behinderten-Ausweis beantragen.

3. Feststellung des Grads der Behinderung bei Rheuma

Das Versorgungsamt richtet sich bei der Feststellung des Grads der Behinderung nach den "Versorgungsmedizinischen Grundsätzen". Diese enthalten Anhaltswerte über die Höhe des GdB bzw. des Grads der Schädigungsfolgen (GdS, Begriff der Sozialen Entschädigung).

Die "Versorgungsmedizinischen Grundsätze" können in der "Versorgungsmedizin-Verordnung" beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter www.bmas.de > Suchbegriff: "K710" gefunden werden.

Die unten genannten GdB/GdS-Sätze sind Anhaltswerte. Gibt es mehrere Funktionsstörungen, werden die einzelnen Werte nicht zusammengezählt, sondern die verschiedenen Beeinträchtigungen in ihrer Gesamtheit betrachtet und daraus ein Gesamtgrad festgelegt, der den Behinderungen gerecht werden soll. Als schwerbehindert gilt, wem vom Versorgungsamt ein GdB von mindestens 50 zugesprochen wurde.

4. Begutachtung bei Rheuma

Der GdB/GdS für angeborene und erworbene Schäden an den Haltungs- und Bewegungsorganen wird entscheidend bestimmt durch die Auswirkungen der Funktionsbeeinträchtigungen (Bewegungsbehinderung, Minderbelastbarkeit) und die Mitbeteiligung anderer Organsysteme. Die üblicherweise auftretenden Beschwerden sind dabei mitberücksichtigt.

Außergewöhnliche Schmerzen sind ggf. zusätzlich zu berücksichtigen. Schmerzhafte Bewegungseinschränkungen der Gelenke können schwerwiegender als eine Versteifung sein.

Bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind unter Beachtung der Krankheitsentwicklung neben der strukturellen und funktionellen Einbuße die Aktivität mit ihren Auswirkungen auf den Allgemeinzustand und die Beteiligung weiterer Organe zu berücksichtigen. Entsprechendes gilt für Kollagenosen und Vaskulitiden.

5. Anhaltswerte bei entzündlich-rheumatischen Krankheiten

Entzündlich-rheumatische Krankheiten der Gelenke und/oder der Wirbelsäule (z.B. Bechterew-Krankheit)

GdB/GdS

… ohne wesentliche Funktionseinschränkung mit leichten Beschwerden

10

… mit geringen Auswirkungen (leichtgradige Funktionseinbußen und Beschwerden, je nach Art und Umfang des Gelenkbefalls, geringe Krankheitsaktivität)

20 – 40

… mit mittelgradigen Auswirkungen (dauernde erhebliche Funktionseinbußen und Beschwerden, therapeutisch schwer beeinflussbare Krankheitsaktivität)

50 – 70

… mit schweren Auswirkungen (irreversible Funktionseinbußen, hochgradige Progredienz)

80 – 100

Auswirkungen über 6 Monate mit anhaltender aggressiver Therapien sind ggf. zusätzlich zu berücksichtigen.

6. Kollagenosen und Vaskulitiden

Die Beurteilung des GdB/GdS bei Kollagenosen (z.B. systemischer Lupus erythematodes, progressivsystemische Sklerose, Polymyositis/Dermatomyositis) und Vaskulitiden (z.B. Panarteriitis nodosa, Polymyalgia rheumatica) richtet sich nach Art und Ausmaß der jeweiligen Organbeteiligung sowie den Auswirkungen auf den Allgemeinzustand, wobei auch eine Analogie zu den Muskelkrankheiten in Betracht kommen kann. Für die Dauer einer über 6 Monate anhaltenden aggressiven Therapie soll ein GdB/GdS von 50 nicht unterschritten werden.

6.1. Praxistipp

Ausführliche Informationen zu Kollagenosen und Vaskulitiden finden Sie bei der Deutschen Rheuma-Liga unter www.rheuma-liga.de > Rheuma > Krankheitsbilder.

7. Hilfen und Nachteilsausgleiche für Menschen mit Behinderungen

Für Rheuma-Patienten mit Behinderungen können z.B. folgende Hilfen und Nachteilsausgleiche infrage kommen:

8. Praxistipps

9. Wer hilft weiter?

  • Das zuständige Versorgungsamt oder Amt für Soziale Angelegenheiten.
  • Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) über sein Bürgertelefon zum Thema Behinderung 030 221911-006 (in Gebärdensprache unter www.gebaerdentelefon.de/bmas), Mo–Do 8–17 und Fr 8–12 Uhr.

10. Verwandte Links

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Letzte Bearbeitung: 21.11.2024

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