In der Ausbildung oder im Studium und Beruf ist selbstständiges Arbeiten meist von großer Bedeutung. Grundlage hierfür ist ein stabiles Zeit-, Arbeits- und Lernmanagement. Da ADHS (früher ADHS und ADS) mangelhafte Selbstorganisation, Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit und Aufschiebeverhalten begünstigen kann, sind Ausbildung, Studium und Beruf oft mit erhöhtem Aufwand verbunden. Nachteilsausgleiche in der Berufsschule oder Hochschule (z.B. durch Zeitzugaben bei Prüfungen) sowie Verständnis und Unterstützung des Arbeitgebers können Betroffenen helfen.
Bei ADHS gibt es weder besonders geeignete noch besonders ungeeignete Berufsfelder. Praktika können Aufschluss geben, ob die Wünsche und Bedürfnisse dem angestrebten Berufsbild entsprechen. Monotone Arbeiten mit immer gleichbleibenden Arbeitsprozessen wirken auf Menschen mit ADHS häufig unattraktiv, weil neue Reize fehlen.
Je nach Ausprägungsform der ADHS können Einschränkungen bei der Berufswahl bestehen.
Manche Menschen schaffen trotz unbehandelter ADHS z.B. das Abitur und einen Hochschulabschluss und/oder haben beruflichen Erfolg. Damit das gelingt, braucht es meist viele günstige Rahmenbedingungen, die oft Glückssache sind.
Beispiele:
Doch oft führt ADHS dazu, dass die Betroffenen niedrigere Bildungsabschlüsse erlangen, als von ihrer Intelligenz und ihren Fähigkeiten her eigentlich zu erwarten wäre. Besonders wahrscheinlich ist das, wenn die Symptome lange Zeit unbehandelt bleiben, z.B. weil ADHS in der Kindheit unerkannt geblieben ist, weil die Eltern und das Umfeld eine gestellte Diagnose nicht ausreichend ernst genommen haben oder weil die Eltern ADHS-Medikamente für ihr Kind abgelehnt haben, obwohl die Gabe medizinisch angezeigt gewesen wäre. Näheres zu dieser Problematik unter ADHS > Beeinträchtigungen. Informationen zur Behandlung von ADHS unter ADHS > Behandlung bei Kindern und ADHS > Erwachsene.
Die Betroffenen haben damit bereits schlechtere Grundvoraussetzungen, wenn sie ins Berufsleben starten, aber ADHS-Symptome beeinträchtigen auch während einer Berufsausbildung oder eines Studiums und im weiteren Berufsleben. Im Ergebnis haben Menschen mit ADHS oft niedrige Einkommen und einen niedrigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Status. Ihr Armutsrisiko ist hoch und Armut schadet der Gesundheit. Dass viele Menschen mit ADHS ihre Fähigkeiten nicht erfolgreich nutzen können, schadet deren Selbstwertgefühl und begünstigt z.B. Depressionen.
Wenn Menschen mit ADHS in der Kindheit und Jugend eine gute ADHS-Behandlung bekommen, gelingt es ihnen öfter als ohne Behandlung, höhere Bildungsabschlüsse wie z.B. das Abitur zu erreichen. Bekommen sie dann im Erwachsenenalter keine Behandlung mehr, können sich die ADHS-Symptome wieder stärker auswirken und trotz gutem Schulabschluss eine angemessene Ausbildung oder einen Hochschulabschluss verhindern. Auch, wenn die Behandlung erst beim Eintritt ins Berufsleben beendet wird, kann das noch zu beruflichem Scheitern führen, so dass bei einigen Menschen mit ADHS eine lebenslange Behandlung Voraussetzung für beruflichen Erfolg ist.
Eine erst im Erwachsenenalter begonnene ADHS-Behandlung kann unter Umständen beruflichen Aufstieg ermöglichen, z.B.
Für Menschen mit ADHS kann eine Berufsausbildung je nach Ausbildungsziel und Ausbildungsstelle einige Vorteile haben. Günstig sind z.B. oft klare Strukturen, viel Bewegung, die Möglichkeit sich mit etwas zu beschäftigen, das den eigenen Interessen besonders entspricht, regelmäßiges Feedback und angenehme soziale Kontakte.
Aber die ADHS-Symptome können sich deutlich negativ auswirken. ADHS-typische Probleme sind z.B. Schusseligkeit und dadurch bedingte hohe Fehleranfälligkeit, Unpünktlichkeit und das Verpassen von Terminen, Vergessen von Arbeitsanweisungen, Prokrastination (= Aufschieberitis), Desorganisation, also Probleme mit dem Halten von Ordnung, Planen und Organisieren, Unterbrechen anderer während einer Tätigkeit und Probleme damit, eigene Bedürfnisse aufzuschieben. Stigmatisierung kann zu sozialer Isolation im Betrieb und in der Berufsschule oder sogar zu Mobbing führen.
Eine gute ADHS-Behandlung kann helfen, diese Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen, und im Austausch mit anderen Betroffenen können Auszubildende mit ADHS Strategien und Werkzeuge finden, die ihnen helfen, trotzdem die Ausbildungsanforderungen zu meistern.
Auch mit ADHS ist ein erfolgreiches Studium grundsätzlich möglich, besonders mit guter ADHS-Behandlung. Ein Fachhochschulstudium bietet manchmal klarere Strukturen, z.B. feste Stundenpläne. Wenn weniger Selbstorganisation erwartet wird, kommt das vielen Studierenden mit ADHS entgegen.
Folgende Tipps können Jugendlichen und Erwachsenen die Selbstorganisation bei Lernprozessen erleichtern:
Im Studium kann neben der ADHS-Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie und ggf. Medikamenten (Näheres unter ADHS > Erwachsene) auch ein sog. ADHS-Coaching helfen. Die Krankenkassen übernehmen fast nie die Coaching-Kosten, aber es gibt andere Finanzierungsmöglichkeiten:
Neben Leistungen zur Teilhabe an Bildung können Studierende mit ADHS auch Eingliederungshilfe für andere Lebensbereiche bekommen. Zum Beispiel kann ggf. betreutes Wohnen Belastungen reduzieren, damit sich die Studierenden auf ihr Studium konzentrieren können. Näheres unter ADHS > Wohnen.
Unter anderem weil ADHS im Erwachsenenalter in der Gesellschaft oft noch nicht ausreichend ernst genommen wird und wegen Überlastung der Behörden, ist es in der Praxis meist sehr schwer, die Leistungsansprüche durchzusetzen. Näheres zur Sicht der Gesellschaft auf ADHS unter ADHS > Beeinträchtigungen. Oft sind ein Widerspruch und eine Klage erforderlich und ggf. ein gerichtliches Eilverfahren, weil normale Gerichtsverfahren meistens länger dauern, als ein Studium. Näheres unter Widerspruch im Sozialrecht und Widerspruch - Klage - Berufung. Widerspruch, Klage und Eilverfahren sind kostenlos. Anwaltliche Hilfe dafür ist sehr sinnvoll, kostet aber Geld, das nur dann von der Behörde erstattet wird, wenn die Verfahren gewonnen werden. Wer keine Rechtsschutzversicherung hat, die diese Kosten übernimmt, und sich die Anwaltskosten nicht leisten kann, kann Anspruch auf Beratungshilfe und Prozesskostenhilfe haben.
Auszubildende und Studierende, die zusätzlich durch Teilleistungsstörungen, z.B. Legasthenie, beeinträchtigt sind, können bei Prüfungen mit entsprechenden Nachweisen (psychologisches oder ärztliches Gutachten) verschiedene Nachteilsausgleiche bekommen.
Studierende können auch versuchen, Nachteilsausgleiche nur wegen ADHS zu bekommen. In Betracht kommt z.B. die Möglichkeit, Prüfungen in reizarmer Umgebung schreiben zu dürfen.
Meist wird das allerdings abgelehnt mit der Begründung, dass ADHS ein persönlichkeitsbedingtes Dauerleiden sei und dass Prüfungen das „normale Leistungsbild“ wiederspiegeln sollen, wie es sich auch später im Berufsleben zeigen wird. Betroffene können dagegen argumentieren, dass sie die Probleme durch ADHS im Berufsleben durch Wahl eines geeigneten Arbeitsplatzes mit reizarmer Umgebung ausgleichen können und ihnen das deshalb auch in den Prüfungen ermöglicht werden muss.
Wenn sich infolge ADHS-verursachter Versäumnisse Studienzeiten verlängern oder der gesamte Studienablauf in Gefahr ist, kann unter Umständen der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) oder der Behindertenbeauftragte der Hochschule weiterhelfen. Bei anerkannter Diagnose oder Behinderung (ADHS > Behinderung) kann es Ausnahmeregelungen und verlängerte Studienzeiten oder Fristen geben.
Viele Menschen mit unerkanntem und unbehandeltem ADHS schaffen es nicht in ein Studium, sondern sie scheitern spätestens am Gymnasium, z.B. an der dort erwarteten Fähigkeit, sich selbst zu organisieren. Trotzdem kann es sein, dass es erst im Studium zu großen Problemen kommt:
Folgende Verhaltensweisen können Hinweise auf ADHS sein:
Folgende Seiten können weiterhelfen, wenn Studierende einen ADHS-Verdacht haben und eine Diagnose und Behandlung anstreben:
Der Arbeitsalltag birgt für Berufstätige mit ADHS oft viele Schwierigkeiten. Eine Psychoedukation (Aufklärung über Ursachen, Verlauf und Therapie der Störung) kann dabei helfen, Hürden und Hindernisse im beruflichen Alltag zu überwinden und den Berufseinstieg zu meistern. In einer kognitiven Verhaltenstherapie, einer Form der Psychotherapie, können Strategien und Maßnahmen im Sinne der "Hilfe zur Selbsthilfe" erlernt werden.
Außerdem können folgende Verhaltensstrategien hilfreich sein:
Es sollte versucht werden, gemeinsam mit dem Arbeitgeber ein geeignetes Arbeitsumfeld zu schaffen.
Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)