Die Ursachen der ADHS sind nicht vollständig geklärt. Bekannt ist allerdings, dass Vererbung und Umwelteinflüsse vor, während und nach der Geburt eine wichtige Rolle spielen, welche die Entwicklung des Gehirns beeinflussen. Die Kernsymptome einer ADHS sind Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Die Diagnose ist nicht einfach und gehört in die Hände erfahrener Fachleute. Wenn die Unaufmerksamkeit und nicht die Hyperaktivität im Vordergrund steht, sprechen viele von ADS, denn das "H" in ADHS steht für "Hyperaktivität". Bei der Diagnose werden jedoch heute andere Begriffe verwendet. ADHS ist bei Kindern und Jugendlichen häufig und besteht meist im Erwachsenenalter weiter.
Manche Menschen halten ADHS für eine reine "Modediagnose" und sehen die Verantwortlichkeit für die Probleme in der Gesellschaft. Andere wiederum denken, dass ausschließlich Kinder von ADHS betroffen sind. Aber wenn ADHS nicht diagnostiziert wird, kann das zu vielen Problemen führen. Deshalb ist es bei einem Leidensdruck in der Regel sinnvoll, einen Verdacht auf ADHS überprüfen zu lassen. Näheres unter ADHS > Beeinträchtigungen.
ADHS ist eine der häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen und wird bei Jungen deutlich häufiger diagnostiziert als bei Mädchen. In Deutschland sind 4,4 % der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen betroffen (Ergebnis der RKI-Studie KiGGS-2). Während früher angenommen wurde, dass es im Erwachsenenalter oft verschwindet, ist heute bekannt, dass es meistens auch im Erwachsenenalter bestehen bleibt und die Betroffenen nur phasenweise gut zurecht kommen. Vermutlich verschwinden die dem ADHS zugrundeliegenden Besonderheiten eines Menschen nie, aber manche Betroffene können im Erwachsenenalter so gut damit umgehen, dass sie auch ohne Behandlung nicht mehr darunter leiden.
Näheres zur Behandlung und den Auswirkungen auf Erwachsene unter ADHS > Erwachsene.
Was genau ADHS verursacht ist noch ungeklärt. Es steht aber fest, dass verschiedene Umstände zusammenkommen, die sich wechselseitig beeinflussen. Eine besondere Rolle spielen:
Bei Menschen mit ADHS entwickelt sich das Gehirn durch solche Einflüsse etwas anders als bei Menschen ohne ADHS. Es ist etwas anders aufgebaut und funktioniert auch etwas anders. Menschen mit ADHS verarbeiten offenbar Reize anders als Menschen ohne ADHS, was Ursache einiger ADHS-Symptome sein kann.
ADHS kann je nach Diagnosekatalog in verschiedene Formen eingeteilt werden. Verwendet werden sowohl die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation, ICD (International Classification of Diseases), als auch die Kriterien der US-amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft, DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders). Derzeit aktuell sind die Versionen ICD-10 und DSM-5. Darin werden unterschiedliche Bezeichnungen für ADHS und ihre Formen verwendet.
Im DSM-5 heißt die Störung einheitlich "Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung“ (ADHS). DSM-5 unterscheidet 3 Erscheinungsbilder:
Folgende Bezeichnungen kommen im DSM-5 nicht mehr vor, sondern stammen noch aus der früheren Version DSM-3. Die Begriffe werden trotzdem noch von vielen Menschen verwendet.
Während das DSM-3 zwischen ADS mit und ohne Hyperaktivität unterschied, wurde inzwischen erkannt, dass es keine unterschiedlichen Störungen sind, sondern nur verschiedene Ausprägungen der drei Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Nach der ICD-10 gibt es folgende Formen der Störung:
Dem ADS des DSM-3 entspricht hier die "Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität", dem ADHS des DSM-3 die "Hyperkinetische Störung" in all ihren Ausprägungen.
Die Version ICD-10 wird derzeit in Deutschland verwendet.
Es gibt bereits eine neuere Version der ICD, die ICD-11. Sie gilt seit 1.1.2022, wird aber in Deutschland noch nicht verwendet, weil sie noch nicht vollständig übersetzt ist und die Systeme noch nicht darauf umgestellt sind.
Die Störung heißt dort wie beim DSM-5 "Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)". Unaufmerksamkeit ist dabei, wie beim DSM-5, ein Kernsymptom der Störung, neben Hyperaktivität und Impulsivität. Dabei können die Symptome unterschiedlich ausgeprägt sein.
Bei Menschen mit ADHS können die Kernsymptome unterschiedlich ausgeprägt sein. Es ist verschieden, wie schwer sie sind und wie lange sie andauern, und sie verändern sich im Lauf des Lebens.
Folgende Anzeichen der Kernsymptome beschreibt das DSM-5:
Unaufmerksamkeit |
Hyperaktivität |
Impulsivität |
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|
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Die ICD-10 nennt die gleichen Anzeichen der Kernsymptome für eine einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung. Nur Vielreden wird in der ICD-10 als Anzeichen von Impulsivität gewertet und nicht wie im DSM-5 als Anzeichen von Hyperaktivität.
Entscheidend für eine ADHS-Diagnose sind insbesondere die Ausprägungen der Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität (siehe oben). Die Symptome treten schon früh auf (nach dem DSM-5 vor dem 12. Geburtstag, nach der ICD-10 vor dem 6. Geburtstag) und zeigen sich mindestens in 2 Lebensbereichen. Sind die Symptome erst danach oder nur in einem Lebensbereich nachweisbar, wird kein ADHS diagnostiziert.
Wenn erst im Erwachsenenalter der Verdacht auf ADHS aufkommt, kann es schwierig sein, herauszufinden, ob die Symptome schon in der Kindheit bestanden haben, besonders, wenn es keine alten Schulzeugnisse mehr gibt und die Eltern sich nicht mehr gut erinnern können oder bereits verstorben sind. Das erhöht das Risiko von Fehldiagnosen und Falschbehandlung.
Zudem kann die ADHS in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt werden:
Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist die Abklärung einer ADHS sinnvoll, wenn
Die Diagnose ADHS soll nicht vor einem Alter von 3 Jahren gestellt werden. Auch im Vorschulalter sollte ADHS nur bei sehr starken Symptomen diagnostiziert werden. Generell gilt, dass eine Diagnose umso schwieriger ist, je jünger das Kind ist.
Diagnose und Therapie sollten grundsätzlich von einem im Bereich ADHS erfahrenen Arzt oder Psychotherapeuten durchgeführt werden.
Bei Kindern:
Bei Erwachsenen:
Bei Diagnosestellung durch einen Psychotherapeuten sollte zudem eine körperliche Untersuchung durch einen Arzt erfolgen.
Zur Diagnostik der ADHS werden entsprechend der Leitlinie "ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen" eine umfangreiche Anamnese (= Erhebung von Informationen zur Krankheitsgeschichte) sowie verschiedene Untersuchungen durchgeführt:
Die Abgrenzung zu gesundem, normalem Verhalten kann sehr schwierig sein, insbesondere bei Kindern vor dem Schulalter.
ADHS wird oft von anderen Störungen oder Krankheiten begleitet, z.B. Depressionen, Angsterkrankungen, Tics, Autismus oder Epilepsie, sog. Komorbiditäten. Manchmal wird ADHS wegen einer begleitenden Erkrankung nicht erkannt. Umgekehrt können die Auswirkungen anderer Störungen oder Krankheiten auch mit ADHS verwechselt werden. Diese Abgrenzungen sind besonders schwierig, wenn die Betroffenen erst im Erwachsenenalter einen Arzt oder Therapeuten aufsuchen.
Selbsthilfe und Informationen bei ADHS finden Sie hier:
ADHS Deutschland e.V.
Rapsstr. 61, 13629 Berlin
Telefon: 030 856059-02
Geschäftszeiten Mo 14–16 Uhr, Di und Do 10–12 Uhr
Fax: 030 856059-70
E-Mail: info@adhs-deutschland.de
www.adhs-deutschland.de
Hier finden vor allem Fachleute viele Informationen zu ADHS:
Zentrales ADHS-Netz
Universitätsklinikum Köln
Pohligstr. 9, 50969 Köln
Telefon: 0221 478-89876
Fax: 0221 478-89879
E-Mail: zentrales-adhs-netz@uk-koeln.de
www.zentrales-adhs-netz.de
Das Zentrale ADHS-Netz betreibt aber auch das Infoportal ADHS mit vielen Informationen für Betroffene unter www.adhs.info.
Dieser Verein befasst sich nicht nur mit Teilleistungsstörungen wie z.B. einer Lese-Rechtschreib-Störung oder Rechenschwäche, sondern bietet auch Unterstützung und Informationen im Rahmen der Selbsthilfe bei ADHS:
JUVEMUS Vereinigung zur Förderung von Kindern und Erwachsenen mit Teilleistungsschwächen e.V.
Brückenstr. 25, 56220 Urmitz
Telefon: 02630 98971-6
Fax: 02630 98971-7
E-Mail: info@juvemus.de
www.juvemus.de
Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)