Bei der Behandlung von Psychosen wird ein mehrdimensionaler Ansatz verfolgt, der aus medikamentösen, psychotherapeutischen und sozialtherapeutischen Maßnahmen besteht. Notwendig ist ein individueller Gesamtbehandlungsplan unter Einbindung des Menschen mit Psychosen, seiner Angehörigen und eines multiprofessionellen Betreuungsteams, die in unterschiedlichen Behandlungsphasen zusammenwirken.
Antipsychotische Medikamente sind meist wirksam in Bezug auf Positivsymptome wie Halluzinationen (z.B. Stimmen hören) und haben eine reduzierende Wirkung auf Minussymptome (z.B. Depressivität), Näheres zu den Symptomen unter Schizophrene und manisch-depressive Psychosen. Sie können der psychosetypischen Reizüberflutung entgegenwirken (sog. abschirmende Wirkung) und so der Entwicklung von Symptomen vorbeugen sowie Symptome abschwächen oder unterdrücken.
Eingesetzt werden in der Regel sog. Antipsychotika. Menschen mit Psychosen sollten gemeinsam mit ihren behandelnden Ärzten über die medikamentöse Behandlung entscheiden. Eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung ist eine wichtige Basis für diese Entscheidung und den weiteren Behandlungsverlauf. Zentrale Probleme sind die unterschiedlichen Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile der Medikamente sowie die Dosierung. Manchmal sind mehrere zeitintensive Anläufe notwendig, bis das individuell passende Medikament gefunden wird.
Wie lange die medikamentöse Behandlung dauert, hängt vor allem vom Verlauf der Erkrankung ab. Wichtig ist, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen und nicht ohne ärztliche Absprache abgesetzt werden, da sonst ein hohes Rückfallrisiko besteht. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind zum Erkennen von Nebenwirkungen wichtig. Angehörige können ggf. dabei unterstützen.
Wichtig ist, alle "Nebenwirkungen" ernst zu nehmen. Studien zeigen, dass z.B. Herzprobleme bei Menschen mit Psychosen mit Nebenwirkungen von Medikamenten verwechselt und deswegen nicht ernst genommen wurden. Tatsächlich handelte es sich aber meist um Vorboten einer gut vorbeugbaren Herz-Kreislauf-Erkrankung (z.B. Herzinfarkt).
Zum Teil werden kurzfristig Benzodiazepine eingesetzt, wenn es zu großer Erregung, Angst und innerer Unruhe kommt.
Eine medikamentöse Therapie ist keine Alternative zur Psychotherapie (siehe unten), sondern muss immer in ein Gesamtbehandlungskonzept eingebettet sein.
Zu sozialrechtlichen Aspekten und Zuzahlungen zu Medikamenten: Arznei- und Verbandmittel > Zuzahlung und Befreiung.
Wenn die Medikamente nicht oder nicht ausreichend helfen, können auch andere körperliche Behandlungsmethoden wie die Elektrokrampftherapie oder die repetitive Transkranielle Magnetstimulation zum Einsatz kommen.
Die Elektrokrampftherapie, auch elektrokonvulsive Therapie genannt, ist ein Verfahren, bei dem durch kurze Stromimpulse auf das Gehirn ein generalisierter Krampfanfall ausgelöst wird. Der Krampfanfall führt eine neurochemische Veränderung herbei und lindert bestehende Symptome. Muskelkrämpfe bleiben aus, da die EKT in Kurznarkose und unter Einsatz muskelentspannender Medikamente durchgeführt wird. Der Strom wird über Elektroden übertragen, die außen am Kopf angebracht werden.
Die EKT ist ein wissenschaftlich gut erforschtes, sicheres Verfahren. Neben den üblichen Risiken einer Narkose können vorübergehende Gedächtnisstörungen oder Verwirrtheitszustände auftreten. Auch Kopfschmerzen, Schwindel und Muskelkater sind möglich. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass EKT bleibende Schäden am Gehirn verursacht.
Bei der rTMS werden durch Magnetfelder einzelne Bereiche des Gehirns angeregt. Dabei sollen bestimmte Hirnareale stimuliert, andere wiederum gehemmt werden. Repetitive TMS wird nur eingesetzt, wenn andere Behandlungsmethoden keine Wirkung zeigen.
Die Psychotherapie orientiert sich an der Erkrankungsphase, den individuellen Möglichkeiten des Menschen mit Psychosen und der Lebenssituation. Die therapeutische Beziehung soll Halt geben und bei der Krankheitsbewältigung unterstützen. Anders als früher vermutet, kann Psychotherapie auch Menschen mit akutem Wahn und Realitätsverlust helfen und sollte deshalb auch in Akutphasen einer Psychose durchgeführt werden.
Bei psychischen Störungen mit Krankheitswert übernimmt die Krankenkasse die Kosten bestimmter psychotherapeutischer Behandlungen. Derzeit von den Kassen anerkannt sind psychoanalytisch begründete Verfahren (Psychoanalyse, Tiefenpsychologische Psychotherapie), die kognitive Verhaltenstherapie sowie die systemische Therapie. Für andere Therapien übernimmt die Kasse die Kosten nur im Einzelfall.
Bei der Behandlung von Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis wird häufig kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt. Sie hat die höchste wissenschaftliche Evidenz, das heißt es ist am besten nachgewiesen, dass diese Therapieform hilfreich für Betroffene ist. Menschen mit Schizophrenie soll sie angeboten werden, egal in welcher Phase der Erkrankung sie sich befinden. In der Therapie lernen Menschen mit Psychosen zunächst, ihre Probleme zu verstehen und bekommen Informationen über die Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten. Das soll Ängste und Unsicherheiten abbauen und Krankheits- bzw. Behandlungseinsicht vermitteln. Dann lernen sie das Erkennen von Frühwarnsymptomen und Strategien zum Vermeiden oder Abmildern von Rückfällen. Weitere wichtige Therapiethemen sind Akzeptanz fortbestehender Symptome und der Medikamenteneinnahme, Entwickeln und Stärken vorhandener Fähigkeiten sowie Förderung der Lebensqualität. In der Regel benötigt eine KVT 25 bis 60 Sitzungen. Die Anzahl der Sitzungen hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. In schweren Fällen können bis zu 80 Stunden von der Krankenkasse genehmigt werden.
Informationen zu Therapeutenwahl, Antrag, Probesitzungen, Dauer und Kostenübernahme unter Psychotherapie.
Psychoedukation ist ein wichtiger Bestandteil der Psychosebehandlung und kann die Rückfallhäufigkeit deutlich reduzieren. Es handelt sich dabei um strukturierte Schulungen, in denen Menschen mit Psychosen und ihre Angehörigen Informationen über die Erkrankung und ihre Behandlungsmöglichkeiten bekommen. Das soll helfen, die Krankheit besser zu verstehen und zu bewältigen.
Die Teilnehmenden werden über die Erkrankung und die notwendigen Behandlungsmaßnahmen informiert und tauschen Erfahrungen vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Forschung aus. Dies soll zur Therapietreue beitragen, denn wer versteht, warum z.B. bestimmte Medikamente nötig sind, wird sie eher einnehmen als wer sie für unnötig hält. Neben Information und Austausch ist die emotionale Entlastung der Menschen mit Psychosen und ihrer Angehörigen ein wichtiger Aspekt der Psychoedukation.
Psychoedukation für Betroffene und/oder deren Angehörige kann in Einzelgesprächen durchgeführt werden, sollte aber wenn möglich in Gruppen stattfinden. Bei Psychoedukation in Gruppen sind Betroffene und Angehörige jeweils unter sich in getrennten Gruppen. Vorteil der Gruppen ist der gegenseitige Austausch. So können Betroffene von Erfahrungen anderer Betroffener profitieren, daraus für sich Strategien für den Umgang mit der Krankheit entwickeln, Anzeichen drohender Rückfälle erkennen und lernen entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Angehörige sind oft in einer unterstützenden Rolle und können im gegenseitigen Austausch ungünstige Verhaltensmuster erkennen und auflösen.
In Akutphasen, bei denen das Denken und/oder die Konzentration nicht ausreichend gut funktionieren, ist Psychoedukation manchmal überfordernd und daher nicht zu empfehlen.
Psychoedukation wird zum Teil bereits während eines stationären Aufenthalts in einer Klinik angeboten. Die Gruppenleitung übernehmen meist Ärzte, Psychologen, Diplom-Pädagogen oder geschultes pflegerisches Personal.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Psychoedukation sowohl im Rahmen einer stationären oder tagesklinischen Behandlung als auch in Institutsambulanzen oder als Teil einer Psychotherapie. Für Psychoedukation in Institutsambulanzen ist in der Regel eine Überweisung nötig.
Psychoedukation für Angehörige wird teils kostenfrei von psychiatrischen Kliniken angeboten.
Soziotherapeutische Maßnahmen leiten Menschen mit Psychosen an, ärztlich oder psychotherapeutisch verordnete Leistungen selbstständig zu nutzen. Das soll eine Krankenhausbehandlung vermeiden oder verkürzen. Soziotherapie ist auch möglich, wenn eine Krankenhausbehandlung zwar notwendig, aber nicht umsetzbar ist.
Menschen mit Psychosen können ihnen zustehende Leistungen oft nicht in Anspruch nehmen. Basis für Soziotherapie sind erreichbare Therapieziele, ausreichende Belastbarkeit, Motivierbarkeit, Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, einfache Absprachen einzuhalten.
Näheres, insbesondere zu Kostenübernahme, Leistungsinhalt, Dauer, Verordnung und Therapeutensuche unter Soziotherapie.
Im Rahmen einer Ergotherapie geht es für Menschen mit Psychosen vor allem um die sog. psychisch-funktionelle Behandlung.
Ziele ergotherapeutischer Maßnahmen:
Ergotherapie kann Folgendes verbessern:
Ergotherapie gehört zu den Heilmitteln, muss ärztlich verordnet werden und wird in der Regel von der Krankenkasse finanziert. Sie kann als Einzel- oder Gruppenbehandlung verordnet werden. Näheres unter Ergotherapie.
Erwachsene zahlen 10 % der Kosten plus 10 € je Verordnung zu. Eine Befreiung von der Zuzahlung ist bei überschrittener Belastungsgrenze möglich, Näheres unter Zuzahlungsbefreiung Krankenversicherung.
Wer aus medizinischen Gründen keine Ergotherapiepraxis aufsuchen kann, kann ausnahmsweise Ergotherapie als Hausbesuch verschrieben bekommen, wenn die Ergotherapie aus medizinischer Sicht zwingend notwendig ist. Auf der Verschreibung muss dafür "Hausbesuch" angekreuzt sein.
Adressen von Ergotherapeuten vermittelt der Deutsche Verband Ergotherapie unter Telefon 07248 91810, per E-Mail info@dve.info oder im Internet unter www.dve.info > Service > Ergotherapeutische Praxen, Suche.
Es gibt Ergotherapie-Praxen mit dem Schwerpunkt Psychiatrie. Darauf sollten Patienten mit Psychosen und ggf. deren Angehörige bei der Ergotherapeutensuche achten.
Psychoseseminare richten sich an Betroffene, Angehörige und Therapeuten und dienen dem wechselseitigen Erfahrungsaustausch und der gegenseitigen Fortbildung dieser 3 Gruppen (Trialog). Ziel ist es, ein breites Verständnis von Psychosen und möglichen Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Im Psychoseseminar können Betroffene, Angehörige, Fachleute und Interessierte Erfahrungen austauschen, Vorurteile abbauen und neue Erkenntnisse gewinnen.
Betroffene sind Experten in eigener Sache, Angehörige haben eine wichtige Funktion bei der Alltagsbewältigung und Fachkräfte verfügen über das nötige Fachwissen. Diese Kompetenzen sollen durch den gemeinsamen Austausch (sog. Trialog) genutzt werden. Der Trialog ist durch einen Austausch auf Augenhöhe mit gegenseitigem Respekt gekennzeichnet. Es handelt sich nicht um eine therapeutische Methode, sondern soll dazu beitragen, dass Betroffene mehr einbezogen werden, um voneinander lernen und die Behandlungsmethoden verbessern zu können.
Informationen und Adressen finden Sie z.B. unter www.trialog-psychoseseminar.de.
Der Sozialpsychiatrische Dienst berät und begleitet Menschen mit Psychosen und ist eine hilfreiche Anlaufstelle für die Vermittlung von Hilfsangeboten vor Ort.
Näheres unter Sozialpsychiatrischer Dienst.
Psychiatrische Kliniken haben in der Regel eine angegliederte Institutsambulanz für die ambulante Behandlung von Menschen mit Psychosen. Die Übergänge in der psychiatrischen Institutsambulanz sind fließend – sowohl zum ambulanten Bereich (z.B. ambulante Psychotherapie in der Ambulanz) als auch zum stationären Bereich (Aufnahme in die Klinik). Das hat den Vorteil, dass eine schnelle stationäre Aufnahme in Krisensituationen und enge Absprache zwischen den ambulanten und stationären Behandlern möglich sind.
Zum Teil sind Institutsambulanzen auch in besondere Versorgungsmodelle eingebunden, d.h. die ambulante und stationäre Versorgung wird aus einer Hand organisiert.
Die häusliche psychiatrische Krankenpflege soll Menschen mit schweren Psychosen helfen, zu Hause ein eigenständiges Leben in der gewohnten Umgebung zu führen, und häufige Krankenhausaufenthalte vermeiden.
Näheres zu Zielen, Verordnung, Dauer und Zuzahlungen unter Psychiatrische Krankenpflege.
Folgende psychosoziale Behandlungsformen sind bei Psychosen ebenfalls von Bedeutung:
Im Krisenfall (Akutphase) werden Menschen mit Psychosen bei Bedarf in psychiatrischen Kliniken bzw. psychiatrischen Abteilungen von Kliniken behandelt.
Stationäre Behandlung hat immer das Ziel, die aktuelle Krise zu bewältigen und den Menschen mit Psychose zu stabilisieren. Dieses Ziel wird in einem Behandlungsplan beschrieben, der in Akut-, Stabilisierungs- und Remissionsphase gegliedert ist. Ziele sind z.B. das Schaffen einer therapeutischen Beziehung, das Aufheben oder Abklingen der Krankheitssymptome und/oder das Verhindern einer Selbst- oder Fremdgefährdung.
Wenn möglich, werden Angehörige mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung von der Klinik mit eingebunden. Je nach Situation kann der Aufenthalt in der Klinik unterschiedlich lang sein. Möglichst kurze Aufenthalte im vollstationären Bereich sind sinnvoll, weil sie erheblich in das gewohnte Leben eingreifen. Die Entlassung muss sorgfältig geplant werden, denn mit der Klinik verlassen die Betroffenen auch einen Schutzraum und müssen stabil genug sein, die Belastungen des Alltags wieder auszuhalten und ihr Leben möglichst wieder selbstständig zu führen. Viele Kliniken gestalten den Übergang deshalb fließend, z.B. durch Besuche oder Übernachtungen zu Hause, und leisten zudem Aufklärungsarbeit bei Angehörigen und Bezugspersonen.
Die Kosten des stationären Aufenthalts übernimmt in den meisten Fällen die Krankenkasse. Sie bezahlt alle Leistungen, die notwendig und im Rahmen des Versorgungsauftrags des Krankenhauses möglich sind. Dazu zählen neben der ärztlichen Behandlung auch die Krankenpflege sowie die Versorgung mit Arznei- und Verbandmitteln, Heilmitteln und Hilfsmitteln.
Näheres unter Krankenhausbehandlung.
Volljährige müssen für die vollstationäre Krankenhausbehandlung 10 € pro Tag zuzahlen, aber für höchstens 28 Tage pro Kalenderjahr, also nie mehr als 280 € pro Jahr. Der Aufnahme- und der Entlassungstag zählen jeweils als ganzer Tag.
Mütter und Väter können für die Zeit in der Klinik Haushaltshilfe bekommen, wenn sie das vorher bei der Krankenasse beantragt haben. Die Haushaltshilfe übernimmt zu Hause alle notwendigen Arbeiten, z.B. Einkauf, Kochen, Waschen und Kinderbetreuung. Näheres unter Haushaltshilfe.
Tageskliniken gibt es unabhängig von psychiatrischen Kliniken oder sie sind dort angebunden. Sie nehmen die Menschen mit Psychosen in der Regel nur an Werktagen und tagsüber auf, aber bieten dasselbe Leistungsspektrum wie eine vollstationäre Klinik. Nachts und am Wochenende leben die Menschen mit Psychosen dabei in ihrem gewohnten Umfeld und können dort in der Therapie erlernte Strategien erproben.
Eine Tagesklinik kommt in Frage, wenn ambulante Behandlung nicht ausreicht, stationäre Therapie aber nicht notwendig oder aufgrund der sozialen Situation nicht sinnvoll ist. Zudem erleichtert eine Tagesklinik nach einem Klinikaufenthalt den Übergang in den Alltag und kann dadurch drohende Rückfälle verhindern.
Eine Tagesklinik setzt voraus, dass der besondere Schutz einer psychiatrischen Klinik (z.B. wegen Eigen- oder Fremdgefährdung) nicht notwendig ist und eine ausreichende nächtliche Betreuung zu Hause gewährleistet ist.
Soteria ist eine alternative stationäre Behandlungsform, bei der Betroffene in Wohngemeinschaften zusammenleben und sehr engmaschig betreut werden.
Das Wort Soteria bedeutet „Wohl, Rettung, Heil“. Die Begleitung findet in Form aktiven Dabeiseins („being-with“) mit einer intensiven 1:1 Betreuung statt. Soteria verfolgt einen milieutherapeutischen Ansatz, d.h. es handelt sich um einen gemeinsamen therapeutischen Prozess im Rahmen einer vorübergehenden Lebensgemeinschaft. Die Soteria-Einrichtungen sind meist kleine, wohngemeinschaftsähnliche Häuser mit max. 10 Bewohnenden. Zentraler Gedanke ist die Abschirmung von verwirrenden Umwelteinflüssen. Die Umgebung soll Geborgenheit vermitteln und durch tragende zwischenmenschliche Beziehungen Halt geben.
Das Personal unterstützt und fördert die Bewohnenden je nach individuellem Befinden. Dabei bleibt die Autonomie und Entscheidungsfreiheit der Betroffenen so weit wie möglich erhalten und unnötige Abhängigkeiten werden vermieden. Alltägliche Aufgaben und Aktivitäten (Kochen, Putzen, Einkaufen, Ausflüge etc.) werden gemeinsam getätigt, um den Bezug zum Alltagsleben zu erhalten. Mit antipsychotischer Medikation wird zurückhaltend umgegangen.
Soteria legt zudem großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit Angehörigen und Bezugspersonen.
Derzeit gibt es nur wenige Soteria-Einrichtungen in Deutschland. In manchen psychiatrischen Kliniken werden Elemente des Soteria-Konzepts angewandt.
Adressen und weitere Informationen unter www.soteria-netzwerk.de.
Ein Ansatz zum Umgang mit Psychosen ist der Offene Dialog (Open Dialogue). Dieser aus Finnland stammende Ansatz meint eine aufsuchende Hilfe, bei der das soziale Umfeld einer Person einbezogen wird. Die Hilfe kommt dabei schnell (innerhalb von 24–48 Stunden) und kann Menschen schon unterstützen, bevor diese eine medizinische Behandlung erhalten können. Manchmal gelingt es so auch Menschen mit Psychosen zu erreichen, wenn diese keine Krankheits- und damit auch keine Behandlungseinsicht haben und die Voraussetzungen für eine Behandlung gegen deren Willen nicht vorliegen.
Es handelt sich dabei nicht um eine psychotherapeutische oder medizinische Therapie bzw. Behandlung sondern um psychosoziale Unterstützung.
In Deutschland ist der Offene Dialog nur in manchen Regionen verfügbar.
Beim Psychiatrie Verlag ist für Betroffene ein Krisenpass erhältlich, der im Notfall über die aktuelle Medikation Auskunft gibt und die Kontaktdaten von Menschen enthält, die benachrichtigt werden sollen. Menschen mit Psychosen können darin auch weitere Informationen eintragen, z.B. unverträgliche Medikamente, spezielle Wünsche im Krisenfall oder weitere Erkrankungen.
Download unter https://psychiatrie-verlag.de/nuetzliche-materialien-zum-download.
Psychiater und Psychotherapeuten, Sozialpsychiatrischer Dienst, Institutsambulanzen, Kliniken und Tageskliniken sowie Selbsthilfegruppen (Informationen und Links beim Psychiatrienetz www.psychiatrie.de > Selbsthilfe).
Schizophrene und manisch-depressive Psychosen
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