Von Long-Covid bzw. Post-Covid wird gesprochen, wenn Menschen eine Infektion mit SARS CoV-2 (dem Coronavirus, das Covid-19 auslöst) durchgemacht haben und an Langzeitfolgen leiden. Die Symptome sind vielfältig und reichen von ausgeprägter Müdigkeit (Fatigue) und reduzierter Leistungsfähigkeit über Husten und Luftnot bis hin zu neurologischen Symptomen wie Gedächtnisstörungen oder einem länger dauernden Geschmacks- und Geruchsverlust. Einige Betroffene sind wieder ganz oder teilweise gesund geworden, während bei anderen unklar ist, ob bzw. wann es dazu kommen wird. Momentan werden nur die Symptome behandelt, aber es wird auch an Therapien geforscht, die bei den Ursachen ansetzen.
Ursache für Long-Covid bzw. Post-Covid ist eine Infektion mit SARS CoV-2. Wie viele andere Viruserkrankungen kann auch dieses Virus Langzeitfolgen verursachen. Auch wer in der Akutphase nicht ins Krankenhaus musste und vielleicht nur Anzeichen einer leichten Erkältung hatte, kann später dennoch an Langzeitfolgen leiden. Selbst Menschen, die zunächst gar keine Symptome hatten, können betroffen sein.
Die Langzeitfolgen können auch vormals kerngesunde junge Menschen (auch Kinder und Jugendliche) treffen, die eine Infektion mit SARS CoV-2 durchgemacht haben.
Beispiele für in der Wissenschaft diskutierte mögliche Ursachen sind:
Insgesamt sind aber die Ursachenzusammenhänge noch unklar und wahrscheinlich nicht bei jedem Menschen gleich. Darum gibt es derzeit noch keine klaren Merkmale (sog. Biomarker) oder Testverfahren für die Diagnose.
Wie häufig Long-Covid und Post-Covid auftreten ist noch nicht geklärt. Es gibt zwar einige Studien dazu, doch die Ergebnisse unterscheiden sich sehr stark:
Das Robert Koch Institut bietet Informationen zu Studien zur Häufigkeit von Long-Covid bzw. Post-Covid unter www.rki.de > Infektionskrankheiten A-Z > COVID-19 (Coronavirus SARS-CoV-2) > Long COVID > Informationsportal des RKI zu Long COVID > Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ zu Long COVID > Wie häufig ist Long COVID?
Derzeit wird den Leitlinien entsprechend bei Erwachsenen in den ersten 4 Wochen von akutem Covid-19 gesprochen, nach 4 Wochen bis zur 12. Woche von Long-Covid und danach von Post-Covid. Umfasst sind dabei alle Symptome, die über die akute Phase in den ersten 4 Wochen hinaus andauern oder auch neu entstehen. Bei Kindern und Jugendlichen heißt die Erkrankung hingegen schon ab dem 3. Monat Post-Covid.
Bei Erwachsenen | |
Wochen 1–4 | Akutes Covid-19 |
Wochen 5–12 | Long-Covid |
ab der 13. Woche | Post-Covid |
Bei Kindern und Jugendlichen | |
Wochen 1–4 | Akutes Covid-19 |
Woche 5 bis Ende des 2. Monats | Long-Covid |
ab dem 3. Monat | Post-Covid |
Andere Definitionen sind ebenfalls geläufig. So sprechen in der Forschung viele in den ersten drei Monaten von akutem Covid-19, danach zunächst von Post-Covid und erst ab 6 Monaten von Long-Covid.
Die Diagnose kann nicht einfach anhand bestimmter Laborwerte gestellt oder ausgeschlossen werden. Stattdessen gibt es entsprechend der Symptome viele verschiedene mögliche Untersuchungen, z.B. der Lunge oder des Herzens, neurologische Tests und Blutuntersuchungen. Dabei geht es darum, die Folgen soweit wie möglich objektiv festzustellen bzw. zu messen und von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Betroffenen kann das helfen, da sie dann eine Bestätigung haben, sich ihre Symptome nicht nur einzubilden.
Zunächst sollte in einer allgemeinmedizinischen Hausarztpraxis die dort mögliche Diagnostik gemacht werden. In vielen Fällen reicht es aus, in der Long-Covid-Phase einfach abzuwarten, ob die Symptome von selbst verschwinden.
Ansonsten sind ggf. Überweisungen für fachärztliche Diagnostik, z.B. in der Pneumologie (Lungenheilkunde), Kardiologie (Herzmedizin) oder Neurologie (Nervenheilkunde) oder zu einer Post-Covid-Ambulanz, nötig.
Eine Überweisung kommt z.B. in folgenden Fällen in Frage:
Betroffene sollten ein Symptomtagebuch führen und zur Untersuchung mitbringen, das kann die Diagnostik erleichtern.
Besonders schwierig ist es zu erkennen bzw. abzugrenzen, was direkte Folgen der Infektion sind, was eine Verstärkung von schon vorher bestehenden Krankheiten ist, was Folgen der Belastung durch die Pandemie sind und was ganz andere Ursachen hat. Hier kann es leicht zu falschen Einschätzungen kommen, z.B. dass Menschen wegen vermeintlicher Depressionen oder Burnout behandelt werden, obwohl es sich in Wirklichkeit um direkte Infektionsfolgen handelt. Umgekehrt können auch andere Krankheiten (zum Beispiel eine Koronare Herzkrankheit) übersehen werden, weil die Symptome für Langzeitfolgen der Coronainfektion gehalten werden.
Die wichtigsten Arten von Langzeitfolgen bei SARS CoV-2 sind:
Es können Symptome in verschiedenen Kategorien auftreten.
Beispiele:
Die Atmung betreffende Symptome
Herz-Kreislauf Symptome
Generalisierte Symptome
Neurologische Symptome
Magen-Darm Symptome
Symptome des Bewegungsapparats
Psychologische/psychiatrische Symptome
Hals-Nasen-Ohren Symptome
Hautsymptome
Die Symptome können auch erst nach der Akutphase von Covid-19 neu auftreten und Menschen treffen, die zunächst den Eindruck haben, die Infektion ohne größere Probleme überstanden zu haben.
Ob die Symptome nach längerer Zeit wieder verschwinden oder aber jahrelang oder gar für immer andauern werden, ist noch nicht bekannt. SARS Cov-2 gibt es noch nicht lange genug um hierzu wissenschaftliche Aussagen treffen zu können. Bei einigen Patienten mit Langzeitfolgen sind die Symptome allerdings bereits abgeklungen oder ganz verschwunden, so dass betroffene Patienten auf eine Gesundung hoffen können.
Post-Covid zeigt sich in verschiedener Weise. Ein beträchtlicher Teil der Betroffenen zeigt dabei Symptome, die an eine schon viel länger bekannte Erkrankung erinnern: Myalgische Encephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS). Leider ist diese Erkrankung noch unzureichend erforscht, obwohl das auftreten von Covid-19 dazu geführt hat, dass nun mehr Forschung in dem Bereich möglich ist. Weil so wenig darüber bekannt ist, können zur Zeit nur die Symptome behandelt werden. Einige Betroffene sind stark pflegebedürftig. Näheres zu dieser Erkrankung unter Fatigue.
Dabei tritt als Langzeitfolge der Infektion eine Belastungsintorleranz auf, das heißt geistige und/oder körperliche Anstrengung führt dazu, dass es den Betroffenen danach für einige Zeit oder sogar dauerhaft schlechter geht. Betroffene sind müde und kraftlos, obwohl ihr innerer Antrieb - anders als bei Depressionen - oft nicht beeinträchtigt ist. Das heißt, diese Menschen wollen gerne wieder aktiv am Leben teilnehmen, schaffen dies aber nicht. Das kann dazu führen, dass sie aktiver sind, als ihnen gut tut, und die Symptome sich verschlechtern.
Die Behandlung von Long-Covid und Post-Covid setzt an den jeweiligen Symptomen an und ist daher sehr unterschiedlich. Bei psychischen/psychiatrischen Beschwerden kann z.B. eine Verhaltenstherapie sinnvoll sein und auch eine Behandlung mit Medikamenten gegen Depressionen und Ängste, während bei Riechstörungen ein Riechtraining hilfreich ist und bei Problemen mit der Lungenfunktion eine physiotherapeutische Atemtherapie helfen kann.
Bei Fatigue (Erschöpfung) mit Belastungsintoleranz wird in der Regel sog. Pacing empfohlen. Pacing bedeutet Schritthalten mit den Energiereserven. Das heißt, Betroffene sollen sich weder überfordern noch ihre Aktivitäten mehr als nötig einschränken.
Die Behandlung sollte hausärztlich oder bei schweren und besonders langanhaltenden Symptomen durch eine auf Long-Covid und Post-Covid spezialisierte Ambulanz koordiniert werden. Je nach Symptomatik sollten fachärztliche Untersuchungen und Behandlungen erfolgen.
Bei Bedarf können Heilmittel wie z.B. Physiotherapie oder Logopädie bzw. Hilfsmittel wie z.B. ein Rollstuhl verschrieben werden. Auch eine Reha kann helfen.
Ist bei akutem Covid-19 zunächst eine Intensivbehandlung im Krankenhaus erforderlich, so ist häufig, insbesondere nach einer Langzeitbeatmung, die sog. Frührehabilitation Teil der Krankenhausbehandlung. Diese beinhaltet oft neurologische Rehabilitation und eine verlängerte Beatmungsentwöhnung.
Wer danach klinisch stabil ist, keine Krankenhausbehandlung mehr braucht und bei den Alltagsverrichtungen wie der Körperpflege, dem Aufstehen und der Mobilität nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen ist, kann sog. Anschlussrehabilitation bekommen. Je nach Symptomen kommen pneumologische (die Lunge betreffend), kardiologische (das Herz betreffend), neurologische (das Nervensystem betreffende) und psychosomatische Rehabilitation in Betracht.
Nach einer stationären Rehabilitation kann der Wechsel in eine Tagesklinik, bei der die Behandlung nur tagsüber in der Klinik stattfindet, sinnvoll sein. Ansonsten sind ambulante Rehabilitation und Nachsorge möglich. Bei der hausärztlichen Langzeitbehandlung kann nötigenfalls später erneut eine stationäre oder teilstationäre Behandlung in einer Tagesklinik verschrieben werden.
Im Rahmen wissenschaftlicher Studien zur Behandlung von Long-Covid und Post-Covid können Betroffene Behandlungsmethoden ausprobieren, bei denen noch unbekannt ist, ob sie helfen. In der Regel müssen sie dabei nichts bezahlen, sondern erhalten im Gegenteil sogar eine Aufwandsentschädigung.
Wer an einer Studie teilnimmt hilft dabei, mehr über die Erkrankung herauszufinden und so die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Im Gegenzug besteht eine gewisse Chance, dass die Behandlung helfen könnte.
Die Teilnahme einer Studie kann den Gesundheitszustand nicht nur dann verbessern, wenn die Teilnehmenden das Glück haben, dass an ihnen zufällig eine wirksame Therapie getestet wird, sondern auch dann, wenn sie sich letztlich als unwirksam herausstellt: Der sog. Placebo-Effekt hat nämlich deutliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit eines Menschen. Das ist der Effekt, dass auch Medikamente ohne Wirkstoff und Therapien ohne eigentliche Wirkung die Gesundheit verbessern können. Dabei handelt es sich nicht um Einbildung, sondern es werden offenbar Selbstheilungsmechanismen des Körpers unterstützt und/oder angeregt.
Umgekehrt besteht bei einer Studienteilnahme das Risiko unerwünschter Wirkungen bzw. Nebenwirkungen unterschiedlicher Schwere.
Manche Menschen mit Long-Covid und insbesondere mit Post-Covid möchten auch außerhalb von Studien Therapien ausprobieren, deren Wirksamkeit bisher (noch) nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist. Sie sollten dabei bedenken:
Impfen gegen SARS CoV-2 wird grundsätzlich auch Menschen empfohlen, die bereits eine oder mehrere Infektionen mit diesem Virus durchgemacht haben, da der Impfschutz durch Infektion(en) und Impfung(en) besser ist als nur durch Infektionen. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine Impfung von Genesenen ab 3 Monaten nach einer Infektion.
Auch Menschen mit Long-Covid bzw. Post-Covid gelten als genesen, denn genesen bedeutet nur, die akute Phase überstanden zu haben. Eine Impfung wird also von der STIKO auch ihnen empfohlen.
Wie sich die Impfung auf Menschen mit Long-Covid auswirkt wird derzeit wissenschaftlich untersucht: Erste Studienergebnisse lassen vermuten, dass die Impfung die Symptome von Long-Covid nicht verschlechtert. Auch deuten Studien darauf hin, dass die Impfung sogar die Gesundheit von Menschen mit Long-Covid verbessern könnte und dazu beitragen könnte, dass die Symptome schwächer bzw. weniger werden. Allerdings ist hier noch weitere Forschung nötig, bevor zuverlässige Aussagen dazu möglich sind.
Eine Impfung kann das Risiko für Log-Covid bzw. Post-Covid senken, aber es kann eine Erkrankung daran nicht verhindern.
Wer sich nach vollständiger Impfung ansteckt (Impfdurchbruch) kann ebenfalls Langzeitfolgen bekommen. Wahrscheinlich senkt die vorherige Impfung aber das Risiko für Langzeitfolgen deutlich, auch wenn eine Infektion nicht vermieden werden konnte.
Auch die Impfung(en) selbst können zu Langzeitfolgen führen, dem sog. Post-Vac-Syndrom. Sie sind vergleichbar mit den Langzeitfolgen einer Infektion. Insgesamt ist das Risiko für Langzeitfolgen nach einer Impfung allerdings viel geringer, als das Risiko von Langzeitfolgen nach einer Infektion.
Aktuelle Informationen zu Covid-19 und Impfen können nachgelesen werden unter www.rki.de > Häufig gefragt > Covid-19 und Impfen.
Derzeit wird viel zum Thema Long Covid geforscht und immer wieder kommt es zu neuen Erkenntnissen. Der derzeitige Stand der Wissenschaft lässt noch nicht viele klare Aussagen zu, auch wenn es einige gute Ansätze und erste Erkenntnisse gibt. Klar ist allerdings bereits jetzt, dass Long-Covid und Post-Covid real sind und sich die betroffenen Menschen ihre Erkrankung nicht nur einbilden.
Zum Teil werden Long-Covid und Post-Covid als Berufskrankheit anerkannt, mit der Folge, dass die Unfallversicherung Leistungen erbringt. Sie finanziert dann nicht nur Behandlung und Rehabilitation, sondern erbringt z.B. auch ggf. Pflegeleistungen (Näheres unter Pflegegeld Unfallversicherung), Verletztengeld oder Übergangsgeld.
Eine Anerkennung der Corona-Infektion und Ihrer Langzeitfolgen als Berufskrankheit ist möglich für unfallversicherte Personen, die in einem der folgenden Bereiche tätig sind:
Weitere Voraussetzungen für die Anerkennung als Berufskrankheit sind:
Wenn eine Corona-Infektion am Arbeitsplatz bzw. in Zusammenhang mit der versicherten Tätigkeit erfolgt und die Voraussetzungen für eine Berufskrankheit nicht erfüllt sind, können Long-Covid und Post-Covid auch als Arbeitsunfall von der Unfallversicherung anerkannt werden. Diese ist in der Folge zuständig für die erforderlichen Leistungen wie z. B. Behandlung und Rehabilitation aber auch ggf. für Pflegeleistungen (Näheres unter Pflegegeld Unfallversicherung), Verletztengeld oder Übergangsgeld.
Voraussetzung für eine Anerkennung als Arbeitsunfall ist, dass die Infektion bei der versicherten Tätigkeit aufgetreten ist.
Nachgewiesen werden muss dafür im für eine Infektion relevanten Zeitraum
Der Unfallversicherungsträger prüft auch, ob die Infektion im privaten Bereich stattgefunden haben könnte.
In der Praxis ist es sehr schwierig, die Einstufung als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall zu erreichen und damit Leistungen der Unfallversicherung bekommen zu können. Es muss nähmlich unwahrscheinlich sein, dass die Ansteckung außerhalb der Arbeit erfolgt ist. Dadurch, dass das Virus in unserer Gesellschaft sehr weit verbreitet ist, ist es in der Regel aber nicht unwahrscheinlich, sich irgendwo anders angesteckt zu haben.
Unwahrscheinlich ist es nur, wenn Menschen sich außer bei der Arbeit immer schützen und entsprechend isolieren konnten. In der Pandemiephase ist das zum Teil der Fall gewesen. Jetzt, nach der Pandemie, betreiben Menschen aber normalerweise keinen solchen Infektionsschutz mehr.
Neben Long-Covid/Post-Covid gibt es noch eine sehr seltene aber schwere Folgeerkrankung einer Infektion mit SARS CoV-2: PIMS (Pädiatrisches hyperinflammatorisches Syndrom mit Multiorganbeteiligung). Symptome sind z.B. hohes Fieber, Hautausschlag, Erbrechen, Kreislaufbeschwerden und starke Bauchschmerzen. Die betroffenen Kinder müssen ins Krankenhaus und dort in der Regel auf die Intensivstation.
Knapp die Hälfte der Betroffenen wird wieder vollständig gesund, während der Rest Folgeschäden behält (Herz- und Kreislaufprobleme). Die Erkrankung ist gut behandelbar, so dass die Kinder nur sehr selten daran sterben. Als MIS (Multisystem Inflammatory Syndrome) kann die Erkrankung auch bei Erwachsenen auftreten.