Die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) wurde durch das sog. Bundesteilhabegesetz deutschlandweit eingeführt. Die Beratungsstellen informieren kostenlos und unabhängig Menschen mit jeder Form von Behinderung, von Behinderung bedrohte Menschen sowie deren Angehörige zu all ihren Anfragen. Inhalt der Beratung sind z.B. die Leistungen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und welche Ämter oder Versicherungsträger dafür zuständig sind und die Rechte von Menschen mit Behinderugen. Die unabhängige Teilhabeberatung besteht ergänzend neben dem Anspruch auf Beratung durch die jeweiligen Reha-Träger (z.B. Agentur für Arbeit, Jugendhilfe, Rentenkasse, Eingliederungshilfe).
Um stärker auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Leistungsberechtigten eingehen zu können, fördert die Bundesrepublik Deutschland seit 1.1.2018 den Aufbau eines unabhängigen Netzwerks von Beratungsstellen für ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB). "Unabhängig" meint vor allem, dass die Beratung frei von den finanziellen Interessen der Kostenträger ist.
Zwar müssen auch die Kostenträger die Menschen mit (drohenden) Behinderungen über deren Rechte aufklären und auch mitteilen, was diese tun können, wenn sie mit einer Entscheidung des Trägers nicht einverstanden sind. Wenn die Kostenträger beraten, befinden sich die Beratungspersonen allerdings immer in einem Interessenskonflikt. Sie sind nicht nur den Menschen verpflichtet, die sie beraten, sondern sind zugleich Beschäftigte der Behörde, deren Interessen sie wahrnehmen müssen. Anders bei der EUTB: Die Beratungspersonen beraten frei von Interessenskonflikten und sind nur den Menschen verpflichtet, die sie beraten.
Die Förderrichtlinien sowie die fachliche Unterstützung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sollen Standards für eine deutschlandweit vergleichbare, qualifizierte Beratung schaffen:
Betroffene kennen die Hindernisse, bürokratischen Stolperfallen und Hemmschwellen aus eigener Erfahrung. Deshalb beraten in den unabhängigen Teilhabeberatungsstellen möglichst Menschen mit Behinderungen bzw. deren Angehörige andere Betroffene und deren Familien (sog. Peer Counseling).
Die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung soll insbesondere vor Anträgen auf Leistungen zur Teilhabe für Menschen mit Behinderungen stattfinden. Bei Bedarf werden Betroffene jedoch auch während des Teilhabeplanverfahrens beraten.
Wesentliche Inhalte der unabhängigen Teilhabeberatung sind:
Eine rechtliche Begleitung während Widerspruchs- oder Klageverfahren ist nicht vorgesehen. Hierfür können Betroffene anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen. Oft kann die EUTB für den jeweiligen Fall kompetente Anwaltskanzleien empfehlen. Wer die Anwaltskosten für einen Widerspruch nicht bezahlen kann, kann anwaltliche Unterstützung über die Beratungshilfe beantragen. Wer für die Kosten eines Gerichtsverfahrens nicht selbst aufkommen kann, erhält unter bestimmten Voraussetzungen Prozesskostenhilfe.
EUTB soll ganzheitlich die individuelle Persönlichkeit und Situation der Ratsuchenden aufgreifen. Sie soll auch deren gesamtes soziales Umfeld einbeziehen. Betroffene können deshalb in der EUTB neben der Klärung ihrer sozialrechtlichen Fragen auch ihre sonstigen Probleme im Alltag besprechen.
Die Beratungsstellen sind flächendeckend in ganz Deutschland verteilt. Für Menschen, die einen besonderen Beratungsbedarf haben, z.B. wegen Seh- oder Hörbehinderungen, werden überregionale Beratungsmöglichkeiten bereitgestellt.
Die Beratung wird oft auch als Telefonberatung und/oder Onlineberatung angeboten und ist vielfach auch zu Hause bei den Betroffenen möglich, insbesondere wenn diese nicht mobil sind.
Leistungen für Menschen mit Behinderungen
Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
Rechtsgrundlagen: § 32 SGB IX, Teilhabeberatungsverordnung (EUTBV)