Bei der Behandlung von akuten Rückenschmerzen reicht in den allermeisten Fällen Selbsthilfe, und zwar Bewegung, keine Schonung. Die aktive Mitwirkung ist auch bei einer medizinischen Behandlung wichtig. Da die Ursache von Rückenschmerzen meist nicht bekannt ist, erfolgt die Behandlung symptombezogen. Physiotherapie und Psychotherapie können helfen, als Medikamente werden z.B. Schmerzmittel und Mittel gegen Depressionen verschrieben. Nur bei bekannter Ursache können manchmal Spritzen oder Operationen helfen. Bei chronischen Rückenbeschwerden kommen Reha und Rente in Betracht.
Hinweis: Hier geht es um die Behandlung von Rückenschmerzen bei Erwachsenen. Informationen zu Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen unter Rückenschmerzen > Kinder und Jugendliche.
Meistens reichen ein Gespräch und eine körperliche Untersuchung bei einem Arzt bzw. einer Ärztin. In der Regel ist es nicht sinnvoll, unbedingt die Schmerzursache herausfinden zu wollen. Zu viel Diagnostik schadet Betroffenen oft eher, denn:
Ziele vertiefter Untersuchungen:
Die weitaus häufigsten Rückenschmerzen sind unspezifisch, das heißt: Ihre Ursache ist nicht bekannt. In den meisten Fällen können sich Betroffene selbst helfen. Prinzipiell können unspezifische Rückenschmerzen mit oder ohne Medikamente behandelt werden. Das Spritzen von Medikamenten oder Operationen sind hingegen nicht sinnvoll.
Unspezifische Rückenschmerzen lassen sich durch Bewegung verringern (z.B. Gehen, Schwimmen oder Radfahren). Bei langem Sitzen oder Stehen ist es wichtig, häufig die Position zu wechseln. Auch Muskeltraining kann helfen, aber im akuten Schmerzfall nur mit niedrigen Belastungen/Gewichten.
Wärme, z.B. Wärmflasche, Kirschkernkissen, Wärmepflaster oder warmes Bad, lindert die Schmerzen, wenn Muskelverspannungen vorliegen. Betroffene können auch Entspannungsverfahren üben und nutzen.
Bettruhe ist bei Rückenschmerzen ungünstig. Auch wenn der Wunsch nach Schonung besteht, ist es besser, in Bewegung zu bleiben. Damit dies besser gelingt, können kurzfristig rezeptfreie Schmerzmittel eingenommen werden. Vor einer längeren Einnahme sollten Betroffene jedoch ärztlichen Rat einholen.
Die nachfolgenden Empfehlungen entsprechen den medizinischen Leitlinien.
Regelmäßige körperliche Aktivität statt Schonung ist wichtig. Bei akuten Kreuzschmerzen reicht das oft zur Behandlung aus.
Behandlungsempfehlungen, wenn die Schmerzen länger als 6 Wochen andauern:
Es gibt keine medizinische Leitlinie für die Behandlung von Schmerzen im mittleren Rücken (BWS-Syndrom). Es hilft, was auch bei Nackenschmerzen und Kreuzschmerzen empfohlen wird.
Schmerzmittel sollen helfen, dass Betroffene in Bewegung bleiben, statt eine Schonhaltung einzunehmen und/oder die Aktivität einzuschränken. Hier gilt: So kurz wie möglich so wenig wie möglich einnehmen.
Geeignet sind Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einnehmen, z.B.:
Wenn die Einnahme nicht hilft oder nicht möglich ist, können auch andere Schmerzmittel verschrieben werden. Dazu gehören auch Opioide.
Nicht geeignet ist z.B. Paracetamol, weil seine Wirksamkeit gegen Kreuzschmerzen nicht nachgewiesen ist.
Antidepressiva können gegen Kreuzschmerzen helfen, wenn zusätzlich Schlafstörungen oder Depressionen vorliegen.
Wärmepflaster und -salben mit Capsaicin (Wirkstoff aus Paprika) und Weidenrindenprodukte können helfen.
Für viele weitere Mittel und Medikamente, die „irgendwo“ für unspezifische Rückenschmerzen empfohlen werden, gibt es keine wissenschaftlichen Nachweise, dass sie die Schmerzen lindern. Konkret sind z.B. muskelentspannende Medikamente nicht empfehlenswert.
Bei spezifischen Rückenschmerzen ist die Ursache bekannt und danach richtet sich dann die Behandlung. Meist bekommen auch Menschen mit spezifischen Rückenschmerzen eine symptombezogene Behandlung, die in vielen Fällen ausreicht.
Diagnostiziert werden spezifische Rückenschmerzen in der Regel mit sog. bildgebenden Verfahren. Am häufigsten sind Röntgenuntersuchungen und Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT), seltener die Computertomographie (CT) oder weitere Verfahren.
Meist reicht eine sog. konservative Therapie, also eine Behandlung ohne Operation. Sie entspricht der Therapie der unspezifischen Rückenschmerzen.
Hinzu kommen manchmal Spritzen, also Injektionen von Medikamenten, die den Schmerz gezielt an der betroffenen Stelle betäuben, eine Entzündung bekämpfen oder die Muskeln entspannen.
Wenn die konservative Therapie nicht ausreicht, empfiehlt die medizinische Leitlinie, über eine Operation nachzudenken, z.B. bei Arthrose, Veränderungen bzw. Rückbildungen von Bandscheiben oder einer Verengung des Wirbelkanals. Dafür gibt es verschiedene Verfahren, die jeweils speziell auf die Schmerzursache angepasst sind. Betroffene sollten sich vor Operationen genau beschreiben lassen, warum die Operation sinnvoll ist, und bei Zweifeln eine zweite ärztliche Meinung einholen.
Ein Schleudertrauma kann fast immer ausgeheilt werden. Wenn ein Schleudertrauma Nackenschmerzen verursacht, ist es nur ausnahmsweise sinnvoll, die Halswirbelsäule ruhigzustellen. Denn ohne Bewegung können die Schmerzen eher chronisch werden. Spätestens nach wenigen Tagen sollten Betroffene den Hals wieder bewegen. Am Anfang hilft Kühlen, später dann Wärme. Dann helfen auch Massagen und Lockerungsübungen.
Schmerzmittel sind bis 4 Wochen sinnvoll. In den ersten beiden Wochen können auch muskelentspannende Mittel helfen.
Sich lange krankschreiben zu lassen, ist eher ungünstig. Besser ist es meist, nach spätestens 3 Wochen wieder in den Berufsalltag zurückzukehren.
Werden die Schmerzen chronisch, können Betroffene Antidepressiva (Medikamente gegen Depressionen) einnehmen. Psychotherapie hilft, die Schmerzen zu bewältigen und optimistisch zu bleiben oder wieder zu werden.
Psychische Probleme, z.B. infolge des Unfalls, sind ein Risikofaktor dafür, dass die Schmerzen chronisch werden. Es hilft, wenn Betroffene darüber sprechen und sich frühzeitig Hilfe holen. Lange rechtliche Auseinandersetzungen können auch die Nackenschmerzen verlängern.
Wenn Nerven der Wirbelsäule geschädigt oder gereizt sind, kann das starke Schmerzen verursachen, die in die Beine ausstrahlen. Der Fachbegriff dafür ist Radikulopathie. Ursache ist oft ein Bandscheibenvorfall oder eine Veränderung der Wirbelgelenke, selten auch ein Tumor. Sind die Nerven im unteren Rücken betroffen (sog. lumbale Radikulopathie), kann es zu Kreuzschmerzen kommen, die umgangssprachlich „Hexenschuss“ oder „Ischias“ genannt werden.
Aber Achtung:
Betroffene sollten bei einer Radikulopathie trotz der starken Schmerzen wenn irgend möglich nicht im Bett bleiben. Frühestmögliche Bewegung ist wichtig, deshalb ist es sinnvoll, Schmerzmittel zu nehmen. Empfohlen werden sog. NSAR (siehe oben). Bei sehr starken Schmerzen werden auch Opioide verschrieben.
In bestimmten Fällen kann auch eine Operation notwendig sein. Ansonsten wird eine Operation nur erwogen, wenn die konservative Behandlung längere Zeit nicht hilft.
Werden die Schmerzen chronisch, hilft eine Kombination aus Physiotherapie, Psychotherapie zur Schmerzbewältigung (Verhaltenstherapie) und Medikamenten. Eingesetzt werden Medikamente gegen Depressionen (Antidepressiva) und Epilepsie (Antiepileptika).
Vorbeugend gegen Rückenschmerzen hilft regelmäßige Bewegung, die dauerhaft durchgehalten werden kann. Betroffene sollten sich zudem über Rückengesundheit und Ursachen von Rückenschmerzen informieren.
Der Arbeitsplatz sollte ergonomisch eingerichtet sein. Wenn langes Sitzen nötig ist, sollte die Sitzposition immer wieder gewechselt werden. Entlastend wirkt zeitweises Arbeiten am Stehpult, da Stehen den Rücken weniger belastet als Sitzen.
Wichtig ist auch die psychische Gesundheit. Wer mit seiner Arbeit zufrieden ist, gut mit Stress umgehen kann, die eigenen Grenzen kennt und wahrt und sich bei Problemen Hilfe sucht, hat bessere Chancen auf einen schmerzfreien Rücken.
Die Aktion Gesunder Rücken bietet unter www.agr-ev.de Rückenübungen, Informationen zu geprüften Produkten und Kontakte zu Fachgeschäften, Ärzten und Therapeuten. Die Seite ist auch auf Englisch, Spanisch und Französisch verfügbar.
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