Demenz > Symptome Verlauf Diagnose

1. Das Wichtigste in Kürze

Bei Demenz und ihrer häufigsten Form, der Alzheimer-Erkrankung, baut das Gehirn ab. Der Abbau und Verlust geistiger Funktionen und Alltagskompetenzen ist chronisch, also nicht heilbar. Die Symptome einer Demenz können sehr unterschiedlich sein. Zudem ist nicht vorhersehbar ob, wann und in welcher Ausprägung sie bei den Betroffenen auftreten und welchen Verlauf die Demenz nehmen wird.

2. Auftreten von Demenz

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Krankheitsbilder, Alzheimer ist die häufigste Demenzform. Alle Demenzen bedeuten einen fortschreitenden Verlust der geistigen (kognitiven) Funktionen, z.B. Denken, Erinnern und Orientieren. Deshalb können mehr und mehr alltägliche Aktivitäten nicht mehr selbstständig durchgeführt werden.

Demenz zählt zu den häufigsten Erkrankungen im höheren Lebensalter. Unter 65 Jahren sind nur vereinzelt Menschen betroffen, es handelt sich dann meist um seltenere Formen, z.B. die frontotemporale Demenz (FTD).

Für Angehörige ist es schwer mit anzusehen, wie Ehemann, Ehefrau, Vater oder Mutter sich verändern, unselbstständig, verwirrt, misstrauisch und hilflos werden. Um besser mit Demenz-Erkrankten umgehen zu können, ist es wichtig, die Demenz zu verstehen. Deshalb sollten sich Angehörige mit dem Krankheitsbild beschäftigen und sich informieren, welche Verhaltensänderungen eintreten können und wie sie sich auf das Alltagsleben auswirken. Wissen erleichtert das Verständnis für Demenz-Betroffene und das Hineinfühlen in ihre Welt.

3. Symptome einer Demenz

Demenz bedeutet den Verlust geistiger Fähigkeiten, vor allem des Gedächtnisses, des Denkens und der Orientierung, begleitet von Persönlichkeitsveränderungen aufgrund von Abbauprozessen im Hirn. Es gibt verschiedene Symptome, die auf eine Demenzerkrankung hindeuten können.

Typische Symptome für eine Demenz sind:

  • Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses, Vergesslichkeit
  • Zeitliche, räumliche und persönliche Orientierungslosigkeit, sich in bekannter Umgebung verirren
  • Eingeschränkte Urteilsfähigkeit
  • Nachlassendes Denkvermögen, Abnahme der intellektuellen Leistungsfähigkeit (z.B. Lernen, Ideenfluss)
  • Schwierigkeiten, alltägliche Handlungen, z.B. sich anziehen oder Arbeiten im Haushalt, auszuführen (Apraxie)
  • Nichterkennen von Personen und Gegenständen
  • Persönlichkeitsveränderung, Gereiztheit
  • Wortfindungsstörungen, Sprachstörungen (Aphasie), Störung der Kommunikationsfähigkeit
  • Schlafstörungen, Näheres unter Schlafhygiene
  • Depressive Symptome wie Antriebsarmut, Angst, Niedergeschlagenheit und Verlust der Eigeninitiative
  • Störungen des Essverhaltens: Essen von Nicht-Essbarem, Essen und Trinken vergessen
  • Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder Euphorie
  • Auffällige Verhaltensstörungen, z.B. Enthemmung, Aggression, oft als "herausforderndes Verhalten" bezeichnet
  • Abnehmende körperliche Beweglichkeit, Störung von Reflexen, damit einhergehend erhöhte Sturzgefahr
  • Krampfanfälle (Epilepsie)

4. Ursachen und Formen von Demenz

Demenzen können viele verschiedene Ursachen und Formen haben. Es wird unterschieden zwischen primären und sekundären Demenzen.

  • Primäre Demenzen
    Bei primären Demenzen beginnt der Krankheitsprozess direkt im Gehirn. Die Schädigungen sind bleibend. Die bekanntesten Formen primärer Demenzen sind Alzheimer-Krankheit (etwa die Hälfte der Betroffenen), gefäßbedingte (vaskuläre) Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz, frontotemporale Demenz und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
  • Sekundäre Demenzen
    Die Demenz ist die Folge einer anderen Grunderkrankung, z.B. Parkinson, Hirntumor, Depressionen, Korsakow-Syndrom. Die Grunderkrankungen sind zum Teil behandelbar und manchmal bilden sich Demenzsymptome zurück.

"Altersdemenz" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck. Er kommt daher, dass die Wahrscheinlichkeit einer Demenz mit dem Alter steigt.

5. Verlauf und Phasen bei Demenz

Demenzen sind Erkrankungen, bei denen nach und nach Gewebeteile bzw. Nervenzellen im Gehirn abgebaut werden. Nur bei sehr wenigen Formen sind grundlegende Verbesserungen oder gar eine Heilung möglich. Häufig wird der Verlauf in 3 Phasen und eine Vorphase eingeteilt:

  • Vorphase – erste, leichte geistige (kognitive) Beeinträchtigung
    Die ersten Symptome treten oft schon viele Jahre vor dem tatsächlichen Abbau von Hirnzellen auf. Meist ist es eine Vergesslichkeit, die aber das Alltagsmanagement nicht beeinträchtigt. Der Fachausdruck für diese Phase ist "Leichte Kognitive Beeinträchtigung" oder MCI (engl. für Mild Cognitive Impairment). Das kann aber auch eine normale Alterserscheinung sein oder auf andere Krankheiten hindeuten, deshalb ist eine genaue frühzeitige Diagnostik erforderlich. Ignorieren kann schädlich sein, denn in diesem Vorstadium gibt es die besten Behandlungsmöglichkeiten.
    Meist sind die Beeinträchtigungen so gering, dass eine selbstständige Lebensführung möglich ist.
  • Frühes Stadium (leichte Demenz)
    Störungen von Gedächtnis, Orientierung, Denkvermögen und Wortfindung. Betroffene können sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr an Gespräche und Handlungen erinnern, Fragen wiederholen sich, Vereinbarungen werden vergessen, anspruchsvolle Tätigkeiten können nicht mehr ausgeführt werden, die Sprache wird unpräzise.
  • Mittleres Stadium (mittelschwere Demenz)
    Orientierungslosigkeit, ausgeprägte Störungen der Sprache, Verblassen der Erinnerung. Betroffene finden sich in fremder und vertrauter Umgebung nicht mehr zurecht. Sie sind z.T. auf Unterstützung beim Waschen, Anziehen und Essen angewiesen. Sätze ergeben keinen Sinn mehr. Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe, Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus und unkontrollierte Gefühlsausbrüche können hinzukommen.
  • Fortgeschrittenes Stadium (schwere Demenz)
    Hochgradiger geistiger Abbau, zunehmende Pflegebedürftigkeit und körperliche Symptome. Das Gefühlsleben bleibt jedoch erhalten. Unterstützung ist bei allen Verrichtungen im Alltag nötig. Verbale Kommunikation ist kaum mehr möglich, oft ist das Sprachvermögen auf wenige Worte beschränkt. Durch die Schädigungen des Gehirns tritt ein Kontrollverlust des Körpers ein, der sich z.B. durch Schluckstörungen äußern kann.

Die Stadien gehen fließend ineinander über, aber der Verlauf ist nicht kontinuierlich. Es kann zu starken Schwankungen der geistigen Fähigkeiten kommen, sowohl im Laufe eines Tages als auch phasenweise. Die Fähigkeiten und Defizite unterscheiden sich stark zwischen den Betroffenen.

6. Diagnostik

Keines der genannten Symptome tritt nur bei einer Demenzerkrankung auf. Sie können auch auf eine seelische Störung oder eine andere hirnorganische Erkrankung hinweisen. Daher ist eine gründliche Diagnostik wichtig.

Gedächtnisstörungen, das bekannteste Symptom bei Demenz, können viele verschiedene Ursachen haben, z.B. zu geringe Flüssigkeitszufuhr, Vitaminmangel, Nebenwirkungen von Medikamenten oder Depressionen. Daher ist eine frühzeitige, gründliche körperliche und neurologische Untersuchung wichtig. Dabei werden andere Erkrankungen mittels Urin- und Blutanalysen, Elektrokardiogramm (EKG), kognitiver Tests (z.B. Mini-Mental-Status-Test) sowie bildgebender Verfahren (CT, MRT) ausgeschlossen.

Erste Ansprechperson ist meist der Hausarzt. Im Gespräch erhält der Arzt vom Betroffenen und seinen Bezugspersonen Angaben über den Zeitpunkt und das Ausmaß der auftretenden Symptome und Verhaltensauffälligkeiten, eingenommene Medikamente, andere Erkrankungen usw. Zudem werden Gedächtnis, Sprach- und Konzentrationsfähigkeit der erkrankten Person mit Tests und Fragen ermittelt. Das kann für Betroffene sehr unangenehm sein, da die Defizite unmittelbar spürbar werden. Daher sollten sie behutsam über den Sinn der Testung aufgeklärt werden.

Bei Betroffenen wechselt oft die Tagesform, sodass sie beim Arzt einen gesunden Eindruck machen können, obwohl an anderen Tagen bereits große Defizite erkennbar sind. Zudem können viele im Anfangsstadium ihre Defizite gut überspielen. Eine Therapie ist aber umso wirksamer, je früher sie einsetzt. Daher ist es wichtig, dass Angehörige in die Diagnostik mit einbezogen werden und dem Arzt ein realistisches Bild der Gesamtsituation vermitteln können.

6.1. Gedächtnissprechstunden

In einigen Städten gibt es sog. Gedächtnissprechstunden, die auf die Diagnose und Therapie von Demenzerkrankungen spezialisiert sind. In den Gedächtnissprechstunden arbeiten Neurologen, Psychiater, Internisten, Geriater und Psychologen. Sie untersuchen die erkrankte Person gründlich, um die genaue Ursache der Gedächtnisstörung abzuklären. Das Team fasst die Einzelergebnisse in einer „Diagnose-Konferenz“ zusammen und bewertet sie. Der betreuende Arzt erörtert die Diagnose in einem ausführlichen Beratungsgespräch mit dem Patienten und seinen Angehörigen und bespricht die Therapiemöglichkeiten.

7. Praxistipps

  • Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. bietet unter www.deutsche-alzheimer.de > Hilfe und Beratung in Ihrer Nähe eine Übersicht von Gedächtnissprechstunden und Beratungsstellen in Deutschland, sortiert nach dem PLZ-Bereich.
  • Kostenloser Download: Ratgeber Demenz als PDF mit Informationen zu allen oben stehenden Themen und den Informationen in den nachfolgend verlinkten Artikeln.

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Letzte Bearbeitung: 12.03.2024

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