Der Begriff Stoma wird hauptsächlich für einen künstlichen Darm- oder Blasenausgang oder einen bleibenden Luftröhrenschnitt verwendet. Urostoma ist der künstliche Blasenausgang, Enterostoma der künstliche Darmausgang und Tracheostoma der künstliche Zugang zur Luftröhre. Unterstützung bei der Stomaversorgung und Tipps für den Alltag finden Betroffene bei Selbsthilfegruppen, bei Stomatherapeuten im Krankenhaus bzw. während einer Reha.
Näheres zur Hilfsmittelversorgung bei Stoma unter Stoma > Hilfsmittel.
Ein Enterostoma ist ein künstlicher Darmausgang, es mündet in der Regel an der Bauchdecke. Ein Stoma aus dem Dickdarm ist ein Colostoma, aus dem Dünndarm ein Ileostoma. Zum Teil wird ein Stoma nur vorübergehend (temporär) angelegt, um Teile des Darms nach einer Operation und bei schweren Entzündungen zu entlasten.
Die häufigsten Gründe für die Anlage eines Enterostomas sind Krebs und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED).
Nachfolgend wird auf die beiden häufigsten CEDs (Colitis ulcerosa und Morbus Crohn) eingegangen.
Wenn vor einer Stoma-Operation noch genügend Zeit ist, sollten Sie sich informieren und wenn möglich mit anderen Betroffenen austauschen. Ärzte und Stomatherapeuten in Kliniken beraten ebenfalls vor einer Operation. So können Sie mehr über die verschiedenen Operationsmöglichkeiten, die Vor- und Nachteile jeder Option und die praktische Stomapflege erfahren. Detaillierte und rechtzeitige Informationen kann die Akzeptanz für ein Leben mit Stoma erleichtern. Adressen von Selbsthilfegruppen für den Austausch mit Betroffenen finden Sie unter www.stoma-welt.de > Selbsthilfegruppen oder zum Austausch online unter www.stoma-welt.de > Selbsthilfe online.
Bei einem künstlichen Ausgang aus dem Dickdarm wird ein Teil des Dickdarms entfernt oder stillgelegt. Die Lage des Stomas entscheidet darüber, wie fest oder weich der Stuhl ist, der über das Stoma ausgeschieden wird: Je näher der Ausgang am After liegt und je mehr also vom Dickdarm weiterhin arbeitet, desto fester ist die Konsistenz und desto weniger aggressiv sind die Ausscheidungen für die Haut.
Bei CED kommt ein Colostoma in Frage, wenn Teile des Dickdarms zeitweilig entlastet werden sollen (temporär) oder wenn sich die chronische Entzündung auf einen bestimmten Abschnitt des Dickdarms beschränkt.
Bei einem künstlichen Ausgang aus dem Dünndarm wird der Dickdarm ausgeschaltet. Das hat zur Folge, dass der Stuhl nicht eingedickt wird. Deshalb sind die Ausscheidungen aus dem Ileostoma flüssiger und aggressiv für die Haut. Der Hautschutz ist bei der Stomaversorgung deshalb besonders wichtig, Näheres unter Stoma > Hilfsmittel.
Bei Menschen mit Colitis ulcerosa kann durch die vollständige Entfernung des Dickdarms eine Art "Heilung" erreicht werden, da sich diese Darmentzündung auf den Dickdarm beschränkt.
Wenn der Dickdarm vollständig entfernt wird, gibt es als "Ersatz" für den Dickdarm 3 Möglichkeiten:
Für Menschen mit Colitisulcerosa, die nicht (mehr) auf Medikamente ansprechen, bietet die planmäßige Entfernung des Dickdarms die Chance auf ein "normales" Leben ohne Schmerzen und ständige Durchfälle. Nach jahrelangen Beschwerden mit dem chronisch entzündeten Dickdarm schätzen viele Betroffene nach der Entfernung ihre Lebensqualität mit Stoma als fast genauso gut ein wie vor Ausbruch der Erkrankung. Sie sind in der Regel wieder fit und belastbar.
Bei Morbus Crohn kann der gesamte Verdauungstrakt von Entzündungen betroffen sein. Wenn die Entzündungsprozesse im Dick-, Dünn- oder Enddarm durch medikamentöse Therapie nicht zu beherrschen sind oder Komplikationen wie Stenosen, Fisteln oder Abszesse auftreten, ist die operative Entfernung der betroffenen Darmabschnitte und eventuell eine Stomaanlage unumgänglich. Die Anlage des Stomas kann auch vorübergehend erfolgen, um dem entzündeten Darmabschnitt Zeit zum Abheilen zu geben oder um Darmnähte nach einer Operation zu entlasten.
Anders als Colitis ulcerosa kann Morbus Crohn mit Anlage eines Stomas nicht geheilt werden, weil die Entzündungen auch in anderen Abschnitten des Verdauungstraktes auftreten können. Da im Krankheitsverlauf nicht unbegrenzt weitere Darmabschnitte herausgenommen werden können (Gefahr eines Kurzdarmsyndroms), werden bei einer Morbus-Crohn-Erkrankung nur die unheilbar erkrankten Stellen des Darms entfernt. Je nach entfernten Darmabschnitten kommen bei Morbus Crohn Colostomie oder Ileostomie in Frage.
Bei Morbus Crohn sind ein Pouch oder eine Kocksche Tasche nicht angezeigt, da sich im Pouch neue Entzündungen bilden können.
Ein Urostoma ist ein künstlicher Blasenausgang, d.h.: Die Urinausscheidung wird auf künstlichen Wegen ermöglicht. Die Notwendigkeit entsteht z.B., wenn die Blase aufgrund von Erkrankungen oder als Folge von Bestrahlung nicht mehr funktioniert oder entfernt werden musste.
Es gibt unterschiedliche Varianten:
Ein Tracheostoma ist eine künstlich geschaffene Öffnung der Luftröhre nach außen, über die die betroffene Person mithilfe einer Trachealkanüle entweder selbst atmet oder maschinell beatmet wird. Gründe für eine Tracheotomie sind z.B. Langzeitbeatmung (Intubationen), Störungen des Schluckreflexes, Strahlenbehandlungen oder Tumorfolgen.
Zu unterscheiden sind verschiedene Operationsmethoden, die nachfolgend nur vereinfacht dargestellt werden:
Zudem gibt es verschiedene Materialien für Kanülen. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden und Materialien sollten vor der Operation mit dem verantwortlichen Arzt besprochen und entschieden werden.
Tracheotomierte benötigen frühzeitig eine Anleitung zur Nahrungsaufnahme, da sonst Aspirationsgefahr besteht.
Mit etwas Zeit gewöhnen sich die meisten Menschen gut an ein Stoma. Dies gilt besonders, wenn es ihnen nach der Operation besser geht und sie sich wieder erholen.
Viele Betroffene und ihre Partner können – vor allem anfangs – Probleme haben, den durch das Stoma veränderten Körper zu akzeptieren. Es ist hilfreich, sich mit den eigenen Bedenken und Ängsten auseinanderzusetzen und auch mit dem Partner darüber zu reden. Stomatherapeuten und/oder Sexualberatungsstellen (Pro Familia) können dabei unterstützen.
Viele Patienten mit Entero- oder Urostoma haben weniger Hemmung, wenn sie für die Zeit des intimen Zusammenseins
In seltenen Fällen haben Männer nach der Stomaoperation Potenzprobleme, entweder durch seelische Belastung oder durch Nervenschädigungen im Zuge des chirurgischen Eingriffs. Näheres unter Erektile Dysfunktion. Dort finden Sie auch Adressen von Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen.
Menschen mit Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) können nach der Operation oft ein zufriedenstellenderes Sexualleben führen als vorher, da die körperlichen Kräfte zurückkehren und die akuten Schübe bei Colitis ulcerosa gänzlich aufhören, bei Morbus Crohn zumindest zeitweise wegfallen.
Sofern der sonstige Gesundheitszustand einer Frau mit Entero- oder Urostoma es zulässt, spricht nichts gegen eine Schwangerschaft. Zwischen der Operation zur Stomaanlage und der Schwangerschaft sollte mindestens ein Jahr liegen, um eine Überbelastung des Narbengewebes am Bauch auszuschließen. Bei Stomapatientinnen ist in der Regel ein Kaiserschnitt notwendig, da Presswehen einen Darmvorfall am Stoma auslösen können oder ein Dammriss auch den Schließmuskel betreffen kann.
Bei den folgenden Vereinen finden Sie viele Informationen und zudem Kontaktdaten zu Selbsthilfegruppen vor Ort: