Parenterale Ernährung

1. Das Wichtigste in Kürze

Parenterale Ernährung ist eine Art der künstlichen Ernährung, bei der alle wichtigen Nährstoffe über Infusionen direkt in den Blutkreislauf gelangen. Die Zusammensetzung der Infusionen wird individuell an den Gesundheitszustand der erkrankten Person angepasst.

Parenterale Ernährung kann auch zu Hause durchgeführt werden. Die Infusionen werden entweder von einem Pflegedienst verabreicht oder nach einer Schulung durch den Patienten selbst oder einen Angehörigen.

2. Systeme zur Verabreichung der Ernährung

Bei der parenteralen Ernährung können die Nährstoffe auf verschiedenen Wegen in den Blutkreislauf verabreicht werden. Die gängigen Applikationssysteme sind:

Zentralvenöser Venenkatheter

Da hochkalorische Lösungen höher konzentriert sind als Blut, müssen sie über einen zentralvenösen Venenkatheter (ZVK) zugeführt werden. Ein ZVK ist ein dünner Schlauch, der in eine große Vene eingeführt wird und dessen Ende in der oberen oder unteren Hohlvene nahe dem Herzen liegt. Häufige Zugangswege sind die innere Halsvene, die Schlüsselbeinvene oder eine Vene im Arm. Da der Katheter aus der Haut herausragt, besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, weshalb er oft nach wenigen Wochen entfernt werden muss.

Venenverweilkanülen

Venenverweilkanülen führen in Armvenen oft schon nach kurzer Zeit zu Entzündungen. Die Folgen sind Rötungen und schmerzhaftes Brennen. Da auch die Inhaltsstoffe der Infusionen und Ernährungslösungen zu Reizungen führen, sollte maximal halbkalorische Ernährung über Venenverweilkanülen (Braunülen) verabreicht werden.

Intravenöser Port

Ein intravenöser Port ist eine langfristige Lösung für einen zentralvenösen Zugang. Er wird bei einem kleinen chirurgischen Eingriff meist im oberen Brustbereich unter die Haut eingesetzt und ist von außen kaum sichtbar, manchmal als kleine Erhebung. Zur Infusion wird der Port mit einer speziellen Nadel angestochen. Alle Arten von Infusionen und Medikamenten können darüber verabreicht werden. Während eines Krankenhausaufenthalts kann die Nadel dauerhaft im Port bleiben. Die Haut über dem Port sollte regelmäßig auf Rötungen und Schwellungen überprüft werden. Patienten mit einem implantierten Port-System erhalten einen speziellen „Port-Pass“. Zu den darin festgelegten Terminen sollte das Portsystem regelmäßig vom Arzt kontrolliert und ggf. durchgespült werden.

Risiken: Der Port kann Blutgerinnsel (Thrombosen) im Gefäß verursachen, in dem er liegt. Außerdem können sich Bakterien ansiedeln und Entzündungen hervorrufen. Wenn eine Antibiotikatherapie nicht erfolgreich ist, muss der Port entfernt oder ausgetauscht werden.

Spezialform subkutane parenterale Ernährung

Bei der subkutanen parenteralen Ernährung wird die Kanüle direkt unter die Haut (subkutan) eingeführt, meist am Oberschenkel oder am Bauch. Diese Form wird häufig bei schwerstkranken oder hochbetagten Menschen angewendet (z.B. in der Palliativversorgung oder der Geriatrie) und dient ausschließlich zur Flüssigkeitsgabe. Die subkutane parenterale Ernährung eignet zur Versorgung in der häuslichen Pflege oder auch in der vollstationären Pflege.

3. Verordnungsfähigkeit

Parenterale Ernährung ist dann notwendig und wird ärztlich verordnet, wenn eine normale Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme oder enterale Ernährung über Sonde nicht mehr möglich sind.

4. Zuzahlung

Versicherte zahlen pro Verordnung 10 % des Abgabepreises, mindestens 5 €, maximal 10 €, in keinem Fall mehr wie die Kosten des Arzneimittels.

Die für die parenterale Ernährung notwendigen Hilfsmittel wie z.B. Applikationshilfen, Infusions- und Tischständer, Spritzen, Kanülen und Überleitsysteme fallen unter die Regelungen der Zuzahlung bei nicht zum Verbrauch bestimmten Hilfsmitteln, Details unter Zuzahlungen Krankenversicherung.

5. Leitlinien

Enterale und parenterale Ernährung kann auch zu Hause angewendet werden. Die Leitlinie "Heimenterale und heimparenterale Ernährung", die von verschiedenen Ernährungsfachgesellschaften erstellt wurde, richtet sich an medizinisches Fachpersonal, ist aber auch für Laien informativ. Kostenloser Download unter www.dgem.de > Leitlinien > Medizinische Leitlinien.

6. Praxistipp

Menschen, die zu Hause parenterale Ernährung erhalten, werden von Homecare-Unternehmen betreut. Diese bieten Beratung und praktische Hilfe bei der Ernährungstherapie, beraten zu notwendigen Hilfsmitteln oder stellen diese bereit und begleiten die Therapie. Die Klinik, die Krankenkasse oder ein Pflegedienst können Ihnen helfen, einen geeigneten Anbieter zu finden.

7. Verwandte Links

Enterale Ernährung

Pflegeleistungen

Palliativphase

 

Rechtsgrundlagen: § 31 SGB V

Letzte Bearbeitung: 18.10.2024

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