Psychische Belastungen sind normal, wenn wir z.B. mit Stress, Ängsten, Veränderungen oder Krankheiten konfrontiert werden. Wenn einen negative Nachrichten, Ängste und Sorgen schier erdrücken, ist es wichtig, sich auf positive Aspekte zu fokussieren. Das hört sich gerade bei schweren Schicksalsschlägen wie z.B. Krebserkrankungen unmöglich an, kann aber geübt werden. Das erfordert eine gewisse Anstrengung, weil der Mensch gelernt hat, sich auf Negatives und Gefahr zu fokussieren, um zu überleben.
Ein wissenschaftlicher Ansatz, um besser mit Belastungen umzugehen, ist die positive Psychologie. Positive Psychologie bedeutet nicht, alles durch eine rosarote Brille zu betrachten, Negatives zu ignorieren und unangenehme Gefühle zu verdrängen. Sie kann helfen, in schwierigen Situationen positive Emotionen wie Hoffnung oder Optimismus so gut wie möglich aufrechtzuerhalten.
Die "Macht der Gedanken" spielt auch bei psychischen Erkrankungen oder Störungen, z.B. Depressionen oder Burnout, eine Rolle. Bei der Änderung von negativen Denkmustern, sog. Schemata, kann die positive Psychologie eine Rolle spielen.
Der Mensch ist auf Negatives geeicht: Der Unfall auf der Autobahn, die Katastrophen in den Nachrichten oder eine bevorstehende Operation. Angeblich sind 90 Prozent unserer Gedanken negativ. Das ist normal und es gibt drei Gründe dafür:
Doch auch wenn es normal und erklärbar ist, dass die Mehrzahl der Gedanken negativ ist, haben Sie es in der Hand, das zu ändern. So wie sich das Negative, z.B. eine schwere Erkrankung, seinen Raum erobert, können Sie auch dem Positiven Raum geben.
Fokussierung ist die Fähigkeit, seine Gedanken zu lenken. Das können fast alle Menschen und das tun wir tagtäglich. Fokussierung verändert die Wahrnehmung – hier einige Beispiele für negative Fokussierung:
Doch es geht auch anders. Sie können bewusst auf positive Aspekte, Hoffnungen und Handlungsmöglichkeiten fokussieren. Hier einige konkrete Tipps.
Achten Sie auf positive Empfehlungen. Hier einige Links zu Seiten, die unter dem Blickwinkel der psychischen Belastungen konkrete, motivierende Tipps geben. Im übertragenen Sinn helfen die Tipps auch in vielen anderen schwierigen Situationen und Erkrankungen:
Positiver Umgang mit Krebs und chronischen Erkrankungen:
Achten Sie auf Ihre Aussagen und Gespräche: Beschäftigen Sie sich nicht ständig damit, was nicht geht, sondern machen Sie sich Gedanken, was Sie tun können. Und sprechen Sie mit anderen darüber.
Suchen Sie das Gute im Schlechten: Schauen Sie nicht auf die Krise, die Krankheit, die Bedrohung, sondern fragen Sie sich: Was ist gut daran? Was kann ich daraus für mich lernen?
Genießen Sie alltäglich: Alltäglichkeiten sind Dinge, an die wir uns gewohnt haben und die wir deshalb nicht mehr wirklich wertschätzen. Das ist normal, aber in der Krise hilft es, sich das Schöne und Angenehme bewusst zu machen: das warme Wasser aus der Leitung, das über unseren Körper rieselt, der Duft der Creme, mit der wir uns täglich pflegen, die Tasse Kaffee, die Schönheit der Natur, … – was auch immer Sie erfreut, nehmen Sie es bewusst wahr.
Achten Sie auf sich selbst: Das ist immer wichtig und in Zeiten von Krankheit und Krise besonders. Machen Sie bewusst Dinge, die Ihnen gut tun, in denen Sie „aufgehen“. Das macht zufrieden – und stärkt ganz nebenher das Immunsystem.
Machen Sie langsamer – bewusster: Ein konkreter positiver Aspekt nach einer einschneidenden Diagnose oder einem Unfall ist die Entschleunigung. Sie halten uns auch vor Augen, wie rastlos viele von uns tagtäglich und weltweit unterwegs sind. Krisen und Einschnitte bergen die Chance, dass wir innehalten und nachdenken, was uns wirklich wichtig ist.
Machen Sie sich Positives bewusst. Es gibt dafür eine Methode, die aus der Psychotherapie kommt: Schreiben Sie sich täglich drei schöne, tolle, positive Dinge auf, die Sie erlebt haben. Wenn Sie das regelmäßig machen, möglichst zur gleichen Zeit, kommen Sie in Übung und achten mehr auf positive Aspekte.
Die Übung „Three good things“ stammt vom Martin Seligmann, dem Begründer der positiven Psychologie. Probieren Sie eine Woche lang Folgendes:
Dabei kommt es nicht auf große Ereignisse an. Es können auch kleine Momente sein, die ein Wohlgefühl, ein Lächeln, Stolz oder Zufriedenheit bei Ihnen ausgelöst haben.
Wichtig ist, dies nicht nur zu überlegen, sondern auch aufzuschreiben. Beim Schreiben muss man sich konkreter damit beschäftigen und die Wortwahl festlegen, das intensiviert die Reflexion. Und es macht aus der Übung ein Ritual mit einer festen Form und Zeit.
Ein Interview mit Martin Seligman zu den Hintergründen und Entwicklungen der Positiven Psychologie finden Sie unter www.karger.com > Suchgebgriff Seligman > Marty Seligman: "Das pathologische Krankheitsmodell hat uns bei ganz normalen Menschen nicht weitergeholfen".
Wenn Sie schwere Ängste oder Panikattacken haben oder an Suizid denken – zögern Sie nicht, sich professionelle Hilfe zu holen.
Wenden Sie sich an Krisendienst, Notfallseelsorge, Telefonseelsorge, Notrufnummern, den sozialpsychiatrischen Dienst, den ärztlichen Bereitschaftsdienst, Beratungsstellen oder psychiatrische Notfalldienste. Telefonnummern unter Notfall- und Beratungsnummern.
Bei akuten Problemen kann eine psychotherapeutische Praxis helfen. Sie müssen dort nicht gleich in eine Therapie einsteigen. Seit einigen Jahren gibt es die sog. psychotherapeutischen Sprechstunden, wo Sie bis zu 6 Mal eine knappe halbe Stunde Therapiegespräch bekommen, Näheres unter Psychotherapie.
Zwar nicht akut helfend, aber langfristig unterstützend, kann auch eine App sein, einige davon gibt es kostenfrei auf Rezept. Weitere Infos unter Digitale Gesundheitsanwendungen.