Die Behandlung von Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes unterscheiden sich grundlegend. Typ-1-Diabetes wird mit Insulin behandelt. Schulungen vermitteln Ernährungskenntnisse und einen guten Umgang mit der Erkrankung. Wichtig sind zudem eine regelmäßige Glukoseselbstkontrolle und eine Betreuung im psychosozialen Bereich.
Typ-2-Diabetes wird stufenweise durch Veränderungen des Lebensstils behandelt, insbesondere durch gesunde Ernährung, Gewichtsabnahme, mehr Bewegung und mit dem Rauchen aufhören. Wenn das nicht hilft, kommen Medikamente hinzu. In der Regel zunächst nur der Wirkstoff Metformin, wenn das nicht ausreicht, weitere Medikamente. Typ-2-Diabetes wird mit Insulin behandelt, wenn er weit fortgeschritten oder außer Kontrolle geraten ist.
Die Behandlung von Diabetes hat folgende Ziele:
Dabei gibt es Zielkonflikte, z.B. kann die bestmögliche Vermeidung von Folgeschäden das Risiko von Stoffwechselentgleisungen erhöhen. Außerdem können der mit einer Behandlung verbundene Stress und Nebenwirkungen einer Therapie die Lebensqualität beeinträchtigen.
Die genauen Ziele sollen deshalb zwischen Arzt und Patient individuell vereinbart werden und sich daran orientieren, was für den Patienten wichtig ist. Zum einen muss die Behandlung im Alltag umsetzbar sein. Zum anderen müssen sich die mit der Behandlung verbundenen Einschränkungen für den Patienten auch lohnen. Es geht darum, jeweils einen zur aktuellen Lebenssituation und den eigenen Lebenszielen passenden Kompromiss zu finden.
Insulin ist das wirksamste Mittel, um den Blutzucker zu senken.
Insulin spritzen sich Diabetiker heute meist mit einem Pen unter die Haut. Auch die Verabreichung über eine Insulin-Pumpe ist möglich. Spritzen werden nur noch selten verwendet. Die Insulinverabreichung wird in speziellen Schulungen vermittelt.
Während früher Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen von Tieren gewonnen wurde, wird es heute im Labor mit Hilfe von Mikroorganismen und Gentechnik hergestellt.
Es gibt langwirkende Insuline für den Grundbedarf an Insulin unabhängig von den Mahlzeiten und kurzwirkende Insuline (sog. Bolus-Insuline), die zu den Mahlzeiten eingesetzt werden. Daneben gibt es Mischinsuline, die langsam und schnell wirkendes Insulin enthalten. Sie eignen sich für Menschen mit sehr regelmäßigen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten.
Bei Typ-1-Diabetes (Näheres unter Diabetes > Allgemeines) kann der Körper kein oder nur noch sehr wenig Insulin selbst produzieren. Weil Insulin lebensnotwendig ist, muss es in jedem Fall und auch lebenslang dem Körper zugeführt werden. Insulin muss gespritzt werden. Derzeit besteht keine Möglichkeit, Typ-1-Diabetes zu heilen.
Normalerweise regulieren die Hormone Insulin und Glukagon den Blutzuckerspiegel automatisch. Glukagon erhöht den Blutzuckerspiegel, Insulin senkt ihn. Bei Diabetes fällt dieser Automatismus weg. Stattdessen muss der Patient (oder die Eltern) den Blutzuckerspiegel steuern. Dafür muss der Blutzucker regelmäßig gemessen werden (Glukoseselbstkontrollen).
Der Bedarf an Insulin hängt von der Ernährung ab (= Zufuhr von Zucker) und davon, wie viel sich ein Mensch bewegt (= Verbrauch von Zucker). Diese Faktoren müssen also unbedingt berücksichtigt werden, um den Blutzuckerspiegel mit Hilfe von Insulin regulieren zu können. Typ-1-Diabetiker brauchen durch die Anpassung der Insulinmenge keine besondere Diät oder Ernährungsform und auch keine speziellen Lebensmittel. Näheres unter Diabetes > Ernährung und Diabetes > Sport.
Da die Behandlung und der Umgang mit Typ-1-Diabetes nicht ganz einfach sind, gehören die Schulung der Patienten und bei Kindern auch der Eltern und sonstigen Betreuungspersonen zur Therapie.
Kommt es zusätzlich oder durch den Diabetes zu psychischen Problemen, z.B. übertriebenen Ängsten vor Unterzuckerung oder dem Spritzen, Depressionen oder Essstörungen, sollten Patienten sich nicht scheuen, eine Psychotherapie zu machen. Falls die Diabetesschulung noch nicht stattgefunden hat, sollte sie neben der Psychotherapie durchgeführt werden.
Ein Recht auf Psychotherapie bei Diabetes gibt es auch, wenn keine psychische Erkrankung diagnostiziert werden kann, sondern "nur" chronischer Stress, mangelnde Unterstützung durch die Mitmenschen, Ausgrenzung wegen der Erkrankung oder Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Krankheit das Wohlbefinden beeinträchtigen. Es ist günstig, sich einen Therapeuten zu suchen, der Erfahrung mit krankheitsbedingten psychischen Belastungen hat, einen sog. Psychodiabetologen.
Auch wenn gute Schulung das Risiko verringert, dass es zu Unterzuckerung (Hypoglykämie) durch zu viel Insulin kommt, ist Unterzuckerung nicht ganz vermeidbar.
Wenn nicht rasch reagiert wird, kann eine Unterzuckerung zu Lähmungen, Krampfanfällen, Bewusstlosigkeit, Atem- und Kreislaufstörungen führen und in seltenen Fällen tödlich enden. Für Betroffene ist es daher wichtig, Unterzuckerung frühzeitig erkennen zu können, um z.B. mit schnell wirkendem Zucker (Saft, zuckerhaltigen Getränken oder Traubenzucker) etwas dagegen tun zu können.
Anzeichen für Unterzuckerung sind z.B.:
Patienten, bei denen die Gefahr schwerer Unterzuckerungen besteht, sollten immer ein Glukagon-Notfallset bei sich haben. Wenn sie sich bei Unterzuckerung, z.B. wegen Bewusstlosigkeit nicht mehr selbst helfen können, können Angehörige, Freunde, Kollegen oder andere medizinische Laien erste Hilfe leisten, indem sie eine Notfallspritze geben. Sie enthält das Hormon Glukagon, das den Blutzuckerspiegel erhöht. Ist der Patient wieder bei Bewusstsein, braucht er schnell wirkenden Zucker (siehe oben).
Bei schwerer Unterzuckerung muss ein Rettungswagen (Notruf 112) gerufen werden.
Bei noch unentdecktem Diabetes, wenn die Therapie nicht gewissenhaft ausgeführt wird oder wenn die Therapie aus anderen Gründen den Insulinbedarf nicht ausreichend deckt, kommt es zur Überzuckerung (Hyperglykämie). Vorbeugend helfen regelmäßige Blutzuckerkontrollen, auf die dann bei zu hohen Werten reagiert werden muss.
Eine Überzuckerung entwickelt sich oft langsam und wird vom Betroffenen nicht bemerkt. Mögliche Anzeichen sind z.B.:
Näheres unter Diabetes > Allgemeines.
In schweren Fällen führt Überzuckerung zum diabetischen Koma mit Bewusstlosigkeit. Dann muss ein Rettungswagen (Notruf 112) gerufen werden.
Typ-2-Diabetes ist häufig gut behandelbar und anders als beim Typ 1 können die Symptome durch die Behandlung sogar komplett verschwinden. Die Behandlung folgt in der Regel einem Stufenplan:
Zur medikamentösen Behandlung von Typ-2-Diabetes können verschiedene Substanzen verordnet werden, die sich in ihrer Wirkungsweise unterscheiden:
bei Typ-2-Diabetes gibt es neben den Therapiemethoden, die bei Typ 1 eingesetzt werden (siehe oben) weitere Möglichkeiten. Denn bei Typ-2-Diabetes stellt der Körper noch ein wenig Insulin her. Es muss also nicht vollständig ersetzt werden.
Trotz Therapie kann es auch bei Typ 2 zu gefährlichen Situationen durch Unter- oder Überzuckerung und diabetischem Koma kommen. Diesen kann genauso vorgebeugt werden und sie können auch so behandelt werden wie bei Typ 1. Bei schwerer Unterzuckerung und beim diabetischen Koma muss ein Rettungswagen (Notruf 112) gerufen werden.
Unterschiede zur Situation bei Typ-1-Diabetes bei einer Überzuckerung sind:
Durch die Basistherapie können in einigen Fällen die Symptome von Diabetes vollständig verschwinden. Der Blutzuckerspiegel kommt ins Gleichgewicht und die Insulinresistenz verschwindet.
Umstritten ist, ob dabei von einer Heilung gesprochen werden sollte. Denn wenn der Lebensstil nicht dauerhaft geändert wird gerät auch der Blutzuckerspiegel erneut aus dem Gleichgewicht und die Symptome kehren zurück.
Insbesondere wenn eine Gewichtsabnahme den Diabetes zum Verschwinden gebracht hat, ist mit einer Rückkehr des Problems zu rechnen. Denn nur wenige Menschen können nach einer Gewichtsabnahme das niedrigere Gewicht auf Dauer halten.
Grundlage der Diabetesbehandlung sind spezielle Schulungen, bei denen Betroffene lernen, den Alltag mit der Erkrankung selbstständig zu bewältigen. In Schulungen wird unter anderem vermittelt:
Es gibt sowohl Einzel- als auch Gruppenangebote, die Schulungen werden ambulant oder stationär durchgeführt und die Kurse unterscheiden sich je nach Diabetesform, Behandlungsart oder den Folgeerkrankungen. Die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen.
Bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft können Sie die „aktuelle Liste anerkannter Diabetes Schulungsprogramme DDG“ mit entsprechenden Adressen herunterladen. Download unter www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de > Behandlung > Zertifizierung > Diabetes Schulungsprogramme DDG.
Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.
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