Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die nach einer Hirnschädigung auftreten kann, z.B. nach Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma oder bei einem Hirntumor. Davon betroffen sind das Sprechen und das Sprachverständnis, aber auch Lesen, Schreiben, Gestik und Mimik. Verschiedene Therapien und der richtige Umgang mit Betroffenen können die Störungen reduzieren. Das Verständnis für die Aphasie erleichtert Angehörigen, die betroffene Person geduldig zu unterstützen.
Aphasie ist eine relativ komplexe Störung, weil sich das Sprechen und Verstehen aus verschiedenen Vorgängen heraus entwickelt. Es gibt verschiedene Verfahren und Einteilungen, um eine Aphasie zu beschreiben. Am gängigsten ist die "Aachener" Einteilung, die folgende Fähigkeiten testet (Aachener Aphasie-Test AAT):
Mit Hilfe dieses Tests können Form und Schweregrad von Aphasie festgestellt werden. Folgende Aphasieformen werden unterschieden:
Vereinfacht können die Störungen der vier Formen anhand von Sprachverständnis und Flüssigkeit des Sprechens eingeteilt werden:
Flüssiges Sprechen leicht | Flüssiges Sprechen schwer | |
Sprachverständnis leicht | Amnestische Aphasie | Broca Aphasie |
Sprachverständnis schwer | Wernicke Aphasie | Globale Aphasie |
Neben diesen 4 bekanntesten Aphasieformen gibt es weitere Sonderformen, z.B. Transkortikale Aphasie oder Leitungsaphasie, und nicht klassifizierbare Aphasien.
Ein weiterer Test ist der C-Test. Der C-Test ist ein Sprachtest, um zu erkennen, ob grammatikalisch falsche Sätze gebildet werden. Daneben gibt es noch apparative Verfahren, z.B. die Elektroglottographie (EGG). Dies ist ein Verfahren zur Untersuchung des Kehlkopfs bzw. der Stimmlippen während des Sprechens. Um Informationen über die Funktion der Stimme zu erhalten, werden die Schwingungen der Stimmlippen gemessen.
Standard bei der Behandlung einer Aphasie ist die Logopädie. Immer häufiger werden auch Computerprogramme eingesetzt, mit denen Betroffene z.B. Bilder und Begriffe einander zuordnen, Sätze ergänzen oder vorgegebene Worte und Sätze nachsprechen. Vorteil ist, dass elektronische Medien immer zur Verfügung stehen und deshalb auch ohne Praxisbesuch täglich, möglichst mehrmals, kleinere Übungseinheiten möglich sind.
Musiktherapie bezieht sich primär auf die Sprachfähigkeiten, sie kann aber auch dazu dienen, die Folgen einer Aphasie zu lindern, z.B. psychische Belastungen. Näheres bei der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft unter www.musiktherapie.de > Arbeitsfelder > Neurologische Reha.
Um den Umgang mit Menschen mit Aphasie zu erleichtern und das Verständnis füreinander zu fördern, können folgende Tipps hilfreich sein:
Menschen mit Aphasie sollten in möglichst viele Alltagsaktivitäten miteinbezogen werden, z.B. Arbeiten im Haushalt, Besuche gemeinsamer Freunde, Ausflüge. Hilfreich ist ein Hobby, bei dem sprachliche Fähigkeiten keine Rolle spielen, z.B. Malen.
Es gibt zunehmend Apps und Online-Angebote (digitale Gesundheitsanwendungen – DiGA), die kostenlos sind oder von der Krankenkasse übernommen werden. Offiziell anerkannte Online-Anwendungen für Aphasie finden Sie im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unter www.diga.bfarm.de > DiGA-Verzeichnis öffnen > Suchbegriff: "Aphasie".
Der Bundesverband für die Rehabilitation der Aphasiker – Bundesverband Aphasie – bietet viele Informationen und Termine für Betroffene und Angehörige auf https://aphasiker.de. Aphasie-Zentren vor Ort können individuelle Beratungen durchführen, Kontakte unter https://aphasiker.de > Menü > Unser Service > Landesverbände & Aphasiezentren.